FondsDISCOUNT.de: Herr Breidenstein, inwieweit beeinflusst Corona die Timberfarm-Geschäftsaktivitäten, insbesondere in Panama, wo ein Großteil der Panarubber-Kautschukproduktion stattfindet?


Maximilian Breidenstein: Bedauerlicherweise ist es so, dass in Panama nach wie vor eine weitgehende Lockdown-Situation vorherrscht. Die Ansteckungsraten sind recht hoch mit rund 1.000 am Tag bei nur vier Millionen Einwohnern. Die Ansteckungen finden jedoch hauptsächlich in Panama City statt, so dass wir sowohl für unsere Plantagen, welche außerhalb liegen, als auch für unsere Fabrik die Erlaubnis erhalten haben, diese zu betreiben – natürlich unter Einhaltung entsprechender Vorschriften, die in etwa vergleichbar sind, wie sie auch hier in Deutschland gelten: Maske, Abstand und Hygiene.


Sowohl der Abtransport von Kautschuk aus Panama heraus als auch der Transport und Import von Rohkautschuk von unseren Plantagen sowie aus lateinamerikanischen und afrikanischen Importländern, um diesen in unserer Fabrik zu Kautschuk-Standardprodukten, namentlich TSR (Technically Specified Rubber), zu verarbeiten, läuft weitgehend reibungslos.


Zusammenfassend ist klar, dass Panama derzeit noch stärker betroffen ist, als wir es in Europa sind, uns betrifft es jedoch wenig. Lediglich die Mitarbeitenden in unserem Büro in Panama City müssen teilweise aus dem Home-Office heraus arbeiten.


Gibt es Verzögerungen mit unternehmerischen Auswirkungen?


Es wäre sicher falsch zu behaupten, dass die Produktion und die Verarbeitung von Kautschuk derzeit auf Rekordniveau läuft. Das gilt nicht nur für Panama. Auch in Afrika, wo wir vor allem in der Elfenbeinküste mit Vertragsunternehmen tätig sind und Rohkauschuk für die weiterverarbeitende Kautschukindustrie in Asien produzieren und handeln, sind die operativen Tätigkeiten in den vergangenen Monaten träger als sonst gewesen – und dies, obwohl die aktuelle Corona-Bedrohung dort sogar als deutlich niedriger eingestuft wird als bei uns in Deutschland.


Weil seit Anfang August, ausgehend vom überraschend schnellen Wiedererstarken der chinesischen Wirtschaft, die globale Kautschuknachfrage wieder merklich angestiegen ist, gehen Handelsexperten davon aus, dass gewisse Verzögerungen oder sogar Produktions- und Handelseinbußen, die im zweiten Quartal aufgetreten sind, bis zum Jahresende wieder wettgemacht sind. Aufgrund der aktuellen Zahlen und Prognosen gehe ich deshalb nicht von nennenswerten unternehmerischen Auswirkungen bei uns aus.


Wie beurteilen Sie aktuell den Fortgang?


Bezüglich unserer Aktivitäten und Geschäftsentwicklungen gibt es keinen Grund zur Beunruhigung. Kautschuk gilt als ein kritischer Rohstoff: kritisch im Sinne davon, dass darauf nicht verzichtet werden kann. Vereinfacht kann als aktuelles Beispiel gesagt werden, ein Impfstoff wird der Welt nichts bringen, wenn er nicht via Flugzeug und Fahrzeugen zu den Menschen gebracht werden kann oder die Menschen zu ihm hinkommen können. Für jeden Transport ist Kautschuk unverzichtbar.


Nachdem zum Ende des ersten und Beginn des zweiten Quartals Rohstoffpreise generell nachgegeben haben, ist auch der Kautschukpreis durch die weltweiten Lockdowns und damit einhergehend einem Fast-Stillstand des Verkehrs nicht verschont geblieben. Wie gesagt, mittlerweile erholt er sich wieder und ist schon fast auf dem Jahresanfangsniveau. Für uns ist deshalb klar, dass wir im Rahmen der derzeitigen Möglichkeiten die Umsetzung unserer Unternehmensstrategie wie geplant fortsetzen.


Dass Timberfarm-Kautschuk-Investments in wirtschaftlich angespannten Phasen Erlöse und Renditen erzielen, zeugt m. E. von einer fundierten Unternehmensstrategie. Das im Kautschuk- und Rohstoffgeschäft zielführende Prinzip des antizyklischen Handelns und Investierens, um in der kommenden Phase des Aufschwungs gut in Produktion zu stehen, wird vom Unternehmen deshalb Tag für Tag umsichtig umgesetzt.


Der erfolgreiche Platzierungsverlauf der derzeit angebotenen Vermögensanlage Panarubber 20, mit welcher wir unsere Kautschukproduktion erweitern, bestätigt das Vertrauen privater und institutioneller Anleger in die Timberfarm-Strategie sowie in die Kompetenzen unseres Know-hows.


Welchen Kommunikationsbedarf spüren Sie aktuell bei Ihren Anlegern?


Da wir insbesondere die Expansion unserer Kautschukproduktion mit öffentlich-rechtlichen Vermögensanlagen vorantreiben, die sich vor allem an private Anleger richten, stehen wir in der Tat im intensiven Austausch mit zahlreichen Investoren und außerdem unter Beobachtung einer spezifisch interessierten Öffentlichkeit.


Transparenz und ein offener Umgang mit konstruktiver Kritik und Anregungen gehören deshalb auch bei uns zum Alltag. Unsere Investoren wissen, dass die Timberfarm-Unternehmensgruppe nicht ohne Grund und Historie entstanden ist. Meine Familie ist seit rund fünfzig Jahren in der Reifen- und Kautschukindustrie tätig. Dass ich vor über einem Jahrzehnt angefangen habe, mich mit der Produktion, der Verarbeitung und dem Handel von Kautschuk zu befassen, ist – wenn Sie so wollen – nota bene einfach eine weitere Entwicklung meiner Familien-DNS.


Ungeachtet dessen, beinhaltet die Timberfarm-Entwicklung sowohl in der Vergangenheit als auch in Zukunft das Betreten von Neuland. Dass wir dabei besonders vorsichtig vorgehen, versteht sich von selbst. Es ist aber auch so, dass es unter unseren Investoren eine Vielzahl von Persönlichkeiten mit spezifischen Erfahrungen in unserer Branche gibt, auf deren Input wir jederzeit zurückgreifen können. Die meisten von ihnen wie auch eine große Anzahl anderer Anleger haben mich in den letzten Jahren auf der jährlich stattfindenden Investorenreise begleitet und sich so jeweils vor Ort selber ein Bild von den Entwicklungen der verschiedenen Betriebe und Bereiche machen können. Die entsprechenden Feedbacks in unseren Reiseberichten – jederzeit abrufbar auf unserer Website – werden in der Folge auch zu wichtigen Orientierungshilfen für alle anderen Anleger.


Wirtschaftliche und finanzmarktrechtliche Transparenz ist in den letzten Jahren generell immer wichtiger geworden. Insbesondere seit 2016, als wir die früheren Direktinvestments durch regulierte Kapitalmarktprodukte, namentlich Vermögensanlagen unter dem Panarubber-Brand, abgelöst haben, sind auch bei Timberfarm die Anforderungen in den Bereichen Planung, Prognosen, Berichte, Finanzmarkt-Prospekte, Gesellschafterversammlungen usw. – allesamt zugunsten der Anleger – massiv gestiegen und anspruchsvoller geworden.


Mit anderen Worten: Wer sich die Zeit nimmt, bei uns genauer hinzuschauen, wird deshalb in der Regel, manchmal auch mit der Zeit, vom wachsamen Anleger zum überzeugten Timberfarmer.


Wie ist Ihre mittelfristige Prognose für den Kautschukmarkt und die Kautschukindustrie?


Kautschuk ist ein unersetzlicher Werkstoff für eine Vielzahl von Industrien. Seine größte Bedeutung hat Kautschuk im Zusammenhang mit Mobilitätsbedürfnissen und Mobiliätswünschen, denn ohne Kautschuk gibt es keine Mobilität. Mit Letzterem ist vor allem die Freiheit gemeint, dass Menschen mehr oder weniger selbstständig und zu jeder Zeit von A nach B kommen wollen, resp. ihre Güter transportieren wollen. Diese Wünsche und Bedürfnisse waren die fundamentalen Treiber der außerordentlich erfolgreichen Entwicklung der Auto- und Reifenindustrie in den Wirtschafts- und Industrieräumen Europa, USA und Japan in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts.


Diese Entwicklung ist mitnichten vorbei. Sie verlagert sich teilweise in die neuen aufstrebenden Regionen Asien, Afrika, Lateinamerika und Osteuropa. Das Entscheidende jedoch ist, dass das Potential dieser neuen Märkte, in welchen immer mehr Menschen in eine Einkommensklasse aufsteigen, in der sie sich Mobilität leisten können, bis zu viermal größer ist als in den erwähnten Industrieräumen.


Eines der besten Beispiele, um den unglaublichen Nachholbedarf zu verdeutlichen, ist das Folgende: Zwischen 1950 und 2000 hat die Zulassung von Fahrzeugen in Europa, den USA und Japan von ursprünglich weit unter 50 Fahrzeugen pro 1.000 Einwohner auf durchschnittlich über 700 Fahrzeuge pro 1.000 Einwohner zugenommen. Im Gegensatz dazu weisen z. B. China und viele andere aufstrebende Nationen heute erst knapp 100 Fahrzeuge pro 1.000 Einwohner auf. Ob aufgrund der sich verändernden Mobilitätsbedürfnisse diese Regionen letztendlich einen Stand von 500 oder 800 Fahrzeugen pro 1.000 Einwohner aufweisen werden, ist m. E. nicht wirklich relevant. Tatsache ist, dass seit rund einem Jahrzehnt in Sachen Mobilität, Transport, Auto und Reifen dort die Post abgeht. Bei Timberfarm merken wir das vor allem in unserer Handelsabteilung, wo wir Woche für Woche Tausende von Tonnen Rohkautschuk vor allem aus Afrika nach Asien verschiffen und verkaufen.


 Herr Breidenstein, wir bedanken uns für diese Auskünfte.