Zehn Jahre lang lebten Investoren in einer geldpolitischen Traumwelt: Die Kurse stiegen in ungeahnte Höhen und die Volatilität versank im vergangenen Jahr in einem Rekord-Tief. Die starken Kurseinbrüche an den Aktienmärkten von Anfang Februar sorgen nun für Verunsicherung. Anleger, die im Januar auf den Zug aufgesprungen sind, haben zum Start Verluste erlitten. Folgt nun das Erwachen aus dieser Traumwelt?


„Wir nehmen an, dass die kürzliche Korrektur eine Rückkehr zu rationalem Verhalten einläutet, so unangenehm dies für manche Anleger auch sein mag“, sagt Didier Saint-Georges, Managing Director und Mitglied des Investmentkomitees beim französischen Asset Manager Carmignac.


Fakt ist: Die Phase der ultralockeren Geldpolitik und der niedrigen Zinsen geht ihrem Ende entgegen. Eine Rückkehr zur Normalisierung war von den Zentralbanken stets geplant: Sobald die Wirtschaft und die Inflation zulegen, ist die Zeit gekommen, die geldpolitischen Maßnahmen zurückzufahren, sodass die Zinsen wieder auf ein „normales“ Niveau ansteigen können. „Diese Normalisierung würde sich auch am Aktienmarkt niederschlagen“, so Saint-Georges. „An diesem Punkt sind wir heute angelangt.“


USA gießen Öl ins Feuer


Es zeichne sich ab, dass die Zentralbanken den „Königsweg“ gefunden hätten, um die lange Phase der gelpolitischen Offensive zu beenden. Die wichtigsten Zentralbanken seien bereit, ihre ultralockeren Maßnahmen zu reduzieren oder gar einzustellen. Das sei zweifellos eine gute Nachricht für die Wirtschaft. Allerdings müssten sich die Anleger bewusst sein, dass sich die gewohnten Wachstumsfaktoren der letzten Jahre bald umkehren dürften.


„Bedauerlicherweise hat die US-Regierung mit ihren jüngsten Steuersenkungen Öl ins Feuer gegossen“, so Saint-Georges. „Durch die Steuersenkungen wird das US-Haushaltsdefizit weiter anschwellen und die US-Regierung dürfte gerade jetzt gezwungen sein, zusätzliche Schulden aufzunehmen, da sich die Fed allmählich zurückzieht. Dadurch sind die Anleiherenditen Aufwärtsdruck von zwei Seiten ausgesetzt – wobei die Inflation hier noch gar nicht berücksichtigt ist.“ In Europa seien die Renditen von Bundesanleihen selbst nach ihrem Anstieg auf 0,75 Prozent noch weit von einem „normalen“ Niveau entfernt.


Folgt auf den „süßen Traum“ ein böses Erwachen?


Die Kurse an den Finanzmärkten müssten nun wieder die Realität abbilden. Doch offenbar rechnet man bei Carmignac nicht mit neuen Höchstständen: „Das Erwachen aus dem süßen Traum der letzten Jahre wird eine ganz neue Erfahrung sein“, so Saint-Georges. „Sobald die Aktien- und Anleihekurse die anschließende Instabilität überwunden und sich an die neue Realität angepasst haben, müssten die Anleger davon überzeugt sein, dass die Wirtschaft weiterhin in guter Verfassung für eine neue, auf soliden Bewertungen basierende Aktienmarktrallye ist.“


Falls es zu einer solchen Rallye komme, könnten sich ideale Möglichkeiten für den Wiedereinstieg bieten, wie es beispielsweise nach der drastischen Marktkorrektur im Oktober 1987 der Fall war. Sollte sich das Wirtschaftswachstum hingegen abschwächen, bliebe den Zentralbanken keine andere Option, als ihre jüngsten Mittel erneut anzuwenden, um die Märkte wieder zu beleben.


Eine solche Kehrtwende sorge zunächst für Beruhigung, wäre aber letztlich auch ein Eingeständnis des Versagens, erklärt Saint-Georges. Und darin liege das wahre Risiko: „Falls die Wirtschaft weiterhin zu schwach wäre, um zunehmenden Stress an den Finanzmärkten zu bewältigen, könnten sich die Wachstums- und Inflationstrends umkehren. Was passiert, werden wir schon in wenigen Monaten wissen.“


Hinweis: Der Carmignac Global Unconstrained Bond Fund (ISIN: LU0336083497) investiert uneingeschränkt am Rentenmarkt und ist über FondsDISCOUNT.de ohne Ausgabeaufschlag erhältlich.