Aguja bezeichnet eine südamerikanische Adlerart, die gerne zu zweit auf Jagd geht. Der Name ist somit eine Anspielung auf die beiden Fondsberater Dimitri Widmann und Fabian Leuchtner, die gemeinsam auf die Jagd nach unentdeckten, unterbewerteten Occasionen gehen. Das Fondsmanagement kann sich ganz auf die Qualität der - wenn man so will Beute - konzentrieren, ohne auf bestimmte Allokationsgrenzen für Aktien, Anleihen, Branchen oder Regionen festgelegt zu sein. Im angelsächsischen Raum wird ein solches Konzept als „unconstrained“ bezeichnet.
Die Strategie im Überblick
Ganz grundsätzlich basiert die Anlagestrategie des SQUAD Aguja Opportunities (ISIN: DE000A2QNF69) auf der Überzeugung, dass die Märkte zumindest in Teilbereichen ineffizient sind. Durch die Identifizierung von Unterbewertungen in der gesamten Kapitalstruktur von Unternehmen sollen Erträge generiert werden. Dabei legt das Team Wert auf die Identifizierung eines Werttreibers. Ganz generell wird eine flexible Allokation in Aktien, Anleihen, Derivaten und Kasse angestrebt, wobei zuletzt seit Juni 2019 auch in Gold investiert wurde. Die aktive Miteinbeziehung von Sondersituationen, Wandelanleihen und vielen weiteren Opportunitäten würden echte Diversifikation schaffen, befindet das Management – und oft vom Kapitalmarkt entkoppelt sein.
Der Fonds investiert in Aktien, die bestimmte Eigenschaften aufweisen: Geschütztes Geschäftsmodell, gutes Management, langfristiger Investmenthorizont sinnvoll. Bei der Aktienauswahl wird in Titel mit einem Event-Driven Ansatz bevorzugt investiert, also wenn ein Trigger für Neubewertung vorhanden ist wie Spin-offs oder Kapitalmaßnahmen. Als zweiter Baustein investiert der Fonds in „Aktien mit Anleihecharakter“, also zum Beispiel in Titel mit Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrag und somit mit Garantiedividende. In diese zweite Kategorie fallen auch Titel, bei denen M&A-Aktivitäten absehbar sind. Nationale Beispiele hierzu sind Stada, Linde und Kabel Deutschland und international Radisson Hospitality oder Time Warner. Der dritte Bereich wird bei Aguja Fremdkapital genannt. In diesem Segment investiert das Management aktuell primär in Wandelanleihen und Titel, bei denen eine Sondersituation, zum Beispiel ein vorzeitiger Rückkauf, möglich erscheinen. Der vierte Bereich ist die Steuerung der Kasse und der Goldquote, sowie Absicherungen über Futures und Optionen.
Risikomanagement durch Allokation
Das Risikomanagement des Fonds wird durch die kurzfristige und flexible Allokation der Mittel umgesetzt. Mitte 2019 wurde zum Beispiel entschieden, die Kasse überwiegend in (Xetra)-Gold zu investieren. Das bietet ähnliche hohe Flexibilität wie Cash, um kurzfristige Opportunitäten analog zu Kasse nutzen zu können. Und es bereichert das Portfolio um einen weiteren Diversifikationsbaustein, gerade in Anbetracht der aktuell weiterhin expansiven Notenbankenpolitik. Stark minimiert wurden wenige Monate zuvor die Positionen im Bereich Senior-Anleihen. Dagegen ergeben sich nach Einschätzung des Fondsmanagements kontinuierlich Opportunitäten im Bereich Hybrid- und vor allem Wandelanleihen. Letztere seien gerade in Marktphasen mit geringer Visibilität attraktiv, um mit reduziertem Risiko dennoch an steigenden Märkten zu partizipieren. Aufgestockt wurde zuletzt auch der Bereich Aktien mit Anleihecharakter. Die Quote klassischer Aktieninvestments lag seit Auflage 2016, je nach Marktphase, zwischen 40% und 70%. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass diese durch Absicherungen (Future und Optionen auf Indizes) adjustiert wurde, so dass die Netto-Aktienquote fast durchgehend im Bereich 45%-55% lag. Zum Stichtag 30. Juni 2021 war der Fonds gewissermaßen normalgewichtet mit 10% Kasse/Gold, 20% Wandelanleihen, 10 % Aktien mit Anleihecharakter sowie 60% Aktien bei 10%iger Absicherung.
Beispiele erfolgreicher Investitionen
Um den Fonds zu verstehen und Beispiele für den Mehrertrag über ein herkömmliches Aktien- und Anleiheportfolio hinaus darzustellen, folgend einige Beispiele. Der Fonds kaufte Anfang 2017 die 3,5% Wandelanleihe von SGL Carbon deutlich unter Pari. SGL Carbon hatte zuvor operative Verluste und negative Cash Flows zu verzeichnen. Hinzu kam eine vergleichsweise hohe Verschuldung, die Rating-Agenturen waren skeptisch. Starke Großaktionäre, eine Kapitalerhöhung und ein absehbarer Strategiewechsel mit Verkäufen von Segmenten veranlassten damals die Fondsberater zur Kaufempfehlung. Im September hatte sich der Kurs auf 110% erholt, die Anleihe wurde verkauft.
Als Beispiel für die Möglichkeiten bei einem Gewinnabführungsvertrag mit Garantiedividende zu investieren kann das Engagement bei Stada gelten. Das deutsches Pharmaunternehmen war im Laufe des Jahres 2017 von Private Equity (PE) Investoren und einem Hedgefonds übernommen worden. Die durch den abgeschlossenen Beherrschungsvertrag jährlich zu bezahlende Garantiedividende kann mit dem Kupon einer Anleihe verglichen werden. Die Rendite, die sich aus Kaufkurs, Sonderzahlung und Garantiedividende ergab, belief sich auf 4,4%.
Als Beispiel für die Strategie im Bereich Anleihe mit Sondersituation eignet sich die bis 2023 laufende Wandelanleihe von Inmarsat mit Coupon in Höhe von 3,875%. Inmarsat ist ein britisches Unternehmen, das eine Flotte von Satelliten betreibt. Inmarsat begab 2016 eine Wandelanleihe mit laufender Verzinsung und einer speziellen Klausel für den Fall einer Übernahme. Durch die Klausel ergab sich, dass Investoren der Anleihe im Falle einer Übernahme in etwa die gleiche Übernahmeprämie wie die Aktionäre erhalten würden. Der Fonds sah eine Opportunität durch begrenzte Downside, da die Anleihe nahe des Nominalwertes notierte, gepaart mit einer attraktiven Upside bei einer Übernahme, welche relativ wahrscheinlich erschien. Es existierten reale Übernahmegerüchte, die zu einer entsprechenden Sondersituation führen könnten und zum Greifen der Klausel führen würden. Im Zuge dieser Akquisitionsfantasie stieg der Anleihekurs stark, der Fonds nahm die Gewinne mit.
Nachhaltige Aktien und Wandelanleihen im Portfolio
Aguja ist Unterzeichner der UNPRI und hat die Einstufung des Fonds als Sondervermögen der Klassifizierung 8 beantragt. Die beiden Fondsberater halten das bloße Abarbeiten von Ausschlüssen für wenig sinnvoll, sondern verstehen Nachhaltigkeit als Wachstumstreiber, fehlende Nachhaltigkeit sei dagegen ein inakzeptables Risiko. Das derzeitige Instrumentarium sei zudem nicht gut geeignet, positive Entwicklungen in den Unternehmen zu erfassen. Ratings bilden meist nur den Status quo ab, positive Veränderungen zu erfassen sei aber ebenfalls wichtig. Im Portfolio finden und fanden sich einige kleinere Nachhaltigkeitswerte wie Pacifico Renewables, 7C Solarparken, die Umweltbank und Energiekontor oder auch eine Wandelanleihe von Encavis. Ein klassisches Musterinvest ist Frosta. Den Tiefkühlspezialisten nimmt man auf den ersten Blick nicht als besonders nachhaltiges Unternehmen wahr, nach Einschätzung des Aguja-Teams setzt Frosta aber ein nachhaltiges Geschäftsmodell um. Eckpunkte dessen: Verzicht auf Geschmacksverstärker und Farbstoffe, transparente Zutatenherkunft, umweltfreundliche Verpackung (u.a. eigene Papierverpackungen entwickelt), Produktion und Lagerung mit 100% zertifiziertem Grünstrom, Fokus auf geringem CO₂ Fußabdruck, Fokus auf Arbeitsbedingungen und Sozialstandards im Ursprungsland.
Performance und Ausschüttung
Der Fonds hat seit Auflage erheblichen Mittelzufluss erfahren, so dass das Volumen mittlerweile mehr als 350 Mio. EUR beträgt. Die Kursentwicklung verlief vor allem seit der Erholung im Frühjahr 2020 positiv. Für die Institutionell-Ausschüttende Tranche (WKN: A2QNF6) mit Mindestanlage 100.000 Euro ist jährlich eine Ausschüttung in Höhe von mindestens 3% vorgesehen. Angesichts der bisherigen Performance dürfte das bis auf Weiteres sicher erreicht werden, zumal der Fonds strategiebedingt durch Nachbesserungsrechte (z.B. bei squeeze-outs) auch stille Reserven aufbaut.
Fazit
Neben den ansehnlichen Ausschüttungen ist der Fonds für Stiftungen interessant, weil er eine zusätzliche Strategie und neue Investmentideen in ein Stiftungsportfolio bringt. Anders als bei gängigen Konzepten und ETFs finden sich überwiegend kleinere oder durch geringen Free Float illiquidere Werte im Aguja Opportunities, die für ETFs und größere Fonds schwierig investierbar sind.
Zum Autor: Dieser Text wurde von Stefan Preuß im Auftrag von www.stiftungsmarktplatz.eu erstellt. Er ist freier Autor, spezialisiert unter anderem auf das Segment Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds. Er fungiert zudem als Redaktioneller Leiter für die FondsFibel für Stiftungen & NPOs (www.fondsfibel.de).