Stefan Riefe: In unserem Nachhaltigkeitsfonds terrAssisi Aktien ist eine breite Investorengruppe vertreten, überwiegend Privatanleger mit Sparplänen und Fondspolicen. Dazu kommen Vermögensverwalter und Sterbekassen. Da es sich um einen Publikumsfonds handelt können allerdings die hohen Zuflüsse nicht vollständig den Anlegergruppen zugeordnet werden.
Suchen Ihre Investoren gezielt die strenge ESG-Ausrichtung und den Impactfaktor des Fonds – oder werden sie vor allem durch die Performance (akt. YTD +17%) angezogen?
Riefe: Sicherlich eine Kombination aus Beidem, der lange Performancenachweis mit einer jährlichen Performance von ~12% p.a. in den letzten zehn Jahren ist sehr hilfreich. Dazu kommen die Glaubwürdigkeit und der Impact durch die Missionszentrale der Franziskaner und deren Projekte. Insbesondere soziale und gemeinnützige Anleger unterstützen so etwas.
In den Ratingkriterien ist die „Aktionärsstruktur“ genannt. Welche Strukturen/Investoren führen zum Ausschluss – und wie erfahren Sie die exakte Zusammensetzung der Aktionäre?
Riefe: Die „Aktionärsstruktur“ ist kein Ausschlusskriterium, sondern nur ein einzelner Bewertungsteil im „Best in Class- Ansatz“ von ISS ESG. Insgesamt fließen über 100 Ratingkriterien aus den Dimensionen Umwelt, Soziales und Governance in das Gesamtrating eines Unternehmens ein. Negativ wird ein kurzfristiger Investmenthorizont bestimmter aggressiver Investoren gesehen. Die exakte Zusammensetzung der Aktionärsstruktur erfahren wir über den Informationsdienstleister Bloomberg.
Ein reiner Aktienfonds ohne Währungsabsicherung und ohne Absicherung über Derivate und strukturierte Produkte – warum erachten Sie den Fonds dennoch als geeignet für Stiftungen?
Riefe: Interessant ist der Fonds für jeden Anleger mit langfristigem Investmenthorizont, der die Volatilität der Aktienmärkte vertragen kann. Der strenge Nachhaltigkeitsansatz und der Impact des Fonds machen ihn zu einem „einzigartigen“ Investment. Stiftungen benötigen zusätzlich regelmäßige Ausschüttungen und kommen an Aktien nicht mehr vorbei. Auch dieses spricht für unseren Fonds als stiftungsgeeignete Lösung. Insgesamt ist der Investmentansatz mit seinem Fokus auf Dividenden- und Wachstumstiteln hoch transparent, einfach und robust. Zusätzlich unterstützt er durch die Vergütung, die die Missionszentrale der Franziskaner erhält, ausgewählte SDG Ziele der UN.
Volle Mitnahme von Aktienmarktchancen (100 Prozent ESG- Aktieninvestments ohne Absicherung) – so heißt es in Ihrer Strategie. Gilt das auch in einer sich anbahnenden Abschwungphase?
Riefe: Ja, der Fonds ist ein reiner Aktienfonds, kein vermögensverwaltender Ansatz. Jeder Anleger, der sich für ein Investment entscheidet, soll die volle Partizipation am Aktienmarkt mit seinen Chancen und Risiken bekommen. Strukturierte Produkte passen nach meiner Ansicht auch nicht in eine transparente Nachhaltigkeitsfondslösung.
Sie gewichten US-Aktien derzeit unter – welche Gründe gibt es dafür?
Riefe: Wir unterliegen keiner Benchmark, von daher kann man nicht von einer Untergewichtung in US-Aktien sprechen. Die Unternehmen aus den USA stellen aktuell mit 50% des Fondsvolumens das größte Gewicht. Gegenüber einem globalen Index, wie dem MSCI World (US-Gewichtung ca. 63%), haben wir tatsächlich eine niedrigere US-Quote. Hauptgrund liegt darin, dass die Nachhaltigkeits-bestrebungen bei europäischen Unternehmen wesentlich weiter vorangeschritten sind und wir daher mehr investierbare Unternehmen in Europa als in den USA finden. Um auf eine US-Quote von 50% zu kommen, haben wir uns daher entschieden, die Einzeltitelgewichtung der US-Unternehmen hochzufahren, damit wir der Größe und Wichtigkeit des US-Aktienmarktes gerecht werden.
Daran kommen Anleger auch künftig vermutlich nicht vorbei. Wir danken Ihnen für das ausführliche Gespräch.