Am 10. März 2021 trat in der Europäischen Union die Offenlegungsverordnung in Kraft. Anleger sollen von jetzt an transparent erkennen können, wie nachhaltig ein Investmentfonds tatsächlich ist. „Die EU will in einem ersten Schritt Klarheit über die Nachhaltigkeit in Finanzprodukten schaffen. Allerdings fehlt die Beurteilung, ob das, was nun offengelegt wird und das, was ein Finanzprodukt in Sachen Nachhaltigkeit leistet, überhaupt einem akzeptablen Niveau entspricht. Es bedarf eines unabhängigen Gradmessers, um diese Produkte auch nach ihrer Qualität einordnen zu können. Allein schon, um ein wichtiges Ziel der EU – die Vermeidung von Greenwashing - auch zu gewährleisten“, schreibt hierzu das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) in einer aktuellen Mitteilung.
Mit dem jährlich vergebenen FNG-Siegel will der Fachverband genau diese Lücke schließen und Anlegern einen Qualitätsstandard für die Fondsauswahl an die Hand geben. Seit 2015 können sich Anleger auf das Gütesiegel verlassen und als Orientierungshilfe heranziehen. Der Prüfprozess erfolgt durch ein externes eigenverantwortliches Audit-Team von der Research Group on Sustainable Finance der Universität Hamburg. Zusätzlich unterstützt ein unabhängiges Komitee mit interdisziplinärer Expertise die Analyse.
Bewerbungsverfahren läuft wieder
Seit dem 4. April 2021 können sich Investmentfonds oder ähnliche Anlagevehikel nun zum siebten Mal für das FNG-Siegel bewerben. „Für die diesjährige Bewerbung wurde der Mindestausschluss zur Kohle-Stromerzeugung von 25 Prozent auf 10 Prozent gesenkt und auch die Tabakproduktion als Ausschluss aufgenommen. Weiterhin müssen alle Unternehmen und Staaten des jeweiligen Fonds auf Nachhaltigkeits-Kriterien hin analysiert werden. Selbstverständlich zählen die Achtung von Arbeits- und Menschenrechten, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung auch zukünftig zum Mindeststandard. Daneben sind Atomkraft, Kohlebergbau, Fracking, Ölsande sowie Rüstung ausgeschlossen“, konkretisiert der Verband.
Zur Vergabepraxis: Hochwertige Nachhaltigkeitsfonds, die sich über das reine FNG-Siegel in den Bereichen „institutionelle Glaubwürdigkeit“, „Produktstandards“ und „Portfolio-Fokus“ besonders hervorheben, werden mit bis zu drei Sternen ausgezeichnet. Jeder Stern sei insofern eine Würdigung einer bereits umgesetzten höheren Qualität als nur das Nötigste. Die Nachhaltigkeits-Zertifizierung muss jährlich erneuert werden. „Die Bewerbung ums FNG-Siegel ist ein intensiver Prozess. Durch den regelmäßigen Austausch mit den Bewerbern, wird die Prüfung immer mehr zu einem Sparring, das wichtige Hinweise zur Verbesserung der Nachhaltigkeits-Qualität liefert“, erklärt Roland Kölsch, Geschäftsführer der QNG. Bei der Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger Geldanlagen mbH (QNG) handelt es sich um eine 100prozentige Tochter des Fachverbands Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V.
Zur Einordnung: Im vergangenen Jahr bewertete die Universität Hamburg 168 Fonds mit einem positiven Audit. Die Bewerberzahl für das FNG-Siegel stieg von 105 auf 177. Die Ergebnisse zum FNG-Siegel 2022 werden dann am 25. November 2021 im Rahmen einer offiziellen Feier auf dem Frankfurter Römerberg veröffentlicht.
Großer FNG-Marktbericht im Juni
Im Juni soll zudem der jährliche Marktbericht des FNG veröffentlicht und im Rahmen des FNG-Dialogs vorgestellt werden. Darin beschreibt der Fachverband die Entwicklungen und aktuelle Fragestellungen rund um das Thema nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz.