ESG-Kriterien bei Fondsgesellschaften – alles nur Marketing?


Nachhaltiges Anlegen ist ein boomendes Thema und ein Wachstumsmarkt. Vor einigen Jahren noch ein Nischenthema scheinen ESG-Kriterien im Mittelpunkt großer Fondgesellschaften zu stehen. Schließlich ist auch hinreichend bewiesen, dass Anleger keine Renditeeinbußen mit ökologischen Investments hinnehmen müssen. So berichten die Unternehmen häufig von spezifischen Nachhaltigkeitsansätzen und hauseigenen ESG-Research-Teams. Doch wie nachhaltig agieren die großen Fondsgesellschaften wirklich? Die Wohltätigkeitsorganisation ShareAction kommt in einer Studie zu einem andren Ergebnis – meldet die Neue Züricher Zeitung. Insgesamt 75 Fondsgesellschaften bzw. die entsprechenden Portfolios seien zu folgenden Bereichen geprüft worden: Verankerung nachhaltiger Investments, Klimawandel, Menschenrechte und Biodiversität. ShareAction hätte festgestellt, dass es noch Nachholbedarf gäbe. Kein einziger Anbieter sei mit dem höchsten Rating (AAA= „Goldstandard“) bewertet worden. Die am besten bewerteten fünf Unternehmen ließen sich auf der dritthöchsten Stufe „A“ finden. Die niederländische Fondsgesellschaft Robeco hätte den ersten Platz, die französische Großbank BNP Paribas den zweiten Rang belegt. Den Ergebnissen der Studie zufolge hätten europäische Vermögensverwalter wesentlich besser als amerikanische abgeschnitten.


Langfristigkeit bei Fondsparplänen zahlt sich aus


Anlageergebnisse von Aktienfondssparplänen sind trotz des plötzlichen Einbruchs der Börsenkurse in den Monaten Februar und März abhängig von der Laufzeit positiv – das hätte eine Analyse des Branchenverbandes BVI gezeigt. Demnach hätten sich die Börsenturbulenzen der letzten Monate umso geringer ausgewirkt, je länger die Anlagezeiträume seien. Der BVI führt in der Veröffentlichung weltweit anlegende Aktienfonds als Beispiel an: So hätte in dieser Gruppe die durchschnittliche Sparplan-Rendite bei über 10 Jahren im Schnitt bei 3,3 Prozent jährlich, bei über 30 Jahren bei 5,7 Prozent jährlich gelegen (per Ende März 2020). Aus der Sicht des Branchenverbandes würden die Ergebnisse zeigen, dass es hinsichtlich Altersvorsorge Sinn mache, einen Teil der Ersparnisse in Aktienfonds anzulegen. Die breite Streuung in Aktien von Unternehmen in unterschiedliche Branchen und Regionen sowie eine möglichst lange Anlagedauer würden das Risiko, weniger als die eingezahlten Beiträge zurückzubekommen, deutlich senken.


Offene Immobilienfonds: steigender Anteil von Investitionsobjekten in Deutschland


Der Anteil an Immobilien aus Deutschland ist bei den offenen Immobilienfonds im Jahr 2019 gestiegen. Das teilt das Analysehaus Scope in einer Veröffentlichung mit. So hätte sich die Gewichtung von 39 Prozent im Jahr 2018 auf 45 Prozent im Jahr 2019 erhöht. Gleichzeitig hätte sich der Anteil von US-Immobilien drastisch von 12,6 Prozent (2018) auf drei Prozent verringert. Scope erklärt diesen Investitionsrückgang mit hohen Kosten für die Absicherung der Währung.


Büroimmobilien seien mit 60,9 Prozent im Jahr 2019 trotz eines geringen Rückgangs am beliebtesten gewesen (68,7 Prozent im Jahr 2018). Trotz des verhältnismäßig geringen Anteils von Wohnimmobilien sei „die Ankaufsdynamik schlagartig gestiegen“. So sei ein großer Teil auf das Segment studentischen Wohnens entfallen. Einzelhandels- und Hotelimmobilien seien dagegen weniger beachtet worden.


MiFID-II: Fondsverbände für Anpassungen


Kostentransparenz und Verbraucherschutz für die Anleger waren die erklärten Ziele, als die EU-Behörden die Richtlinien zur Harmonisierung der Finanzmärkte im europäischen Binnenmarkt deklariert hatten (MiFIR bzw. MiFID II). Die EU-Kommission hatte diese Regularien immer wieder angepasst. Nun fordern der deutsche Branchenverband BVI und das französisches Pendant AFG weitere Anpassungen – meldet das Onlinemagazin „Institutional Money“ und beruft sich auf die „Fincial Times“. So hätten die Verbände erklärt, „dass mit den neuen Vorschriften die Weitergabe der Kosten von Analysen an die Kunden sehr kompliziert geworden sei.“ Aufgrund der Regularien hätten sich viele Vermögensverwalter entschieden, die Researchkosten selbst zu zahlen und nicht den Fondsvermögen anzulasten. In diesem Zusammenhang hätten die Branchenverbände die EU-Behörden aufgefordert, die Regularien von den Behörden zu überprüfen. Wichtig sei aus ihrer Sicht, wie sich die Researchkosten tatsächlich verteilen würden. So müsse sichergestellt werden, dass Nebenwerte abgedeckt und Anleihen-Research ausgeklammert werden – so Institutional Money.


 


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