Die ESMA will nämlich mehr Transparenz auf dem Rentenmarkt schaffen. So sollen die Ankaufs- und Verkaufspreise der festverzinslichen Wertpapiere öffentlich gemacht werden. Banken und Fondsmanager müssten dann einen tiefen Einblick in ihre Handelsaktivitäten gewähren. Die Europäische Kommission hat nach einem Aufschrei der Fondsindustrie nun reagiert und die ESMA dazu aufgefordert, die neuen Regeln für den Handel von Anleihen zu überarbeiten.
Der Grund: Vertreter der Fondsindustrie hatten die Kommission davor gewarnt, dass die neuen Regeln „seismische Auswirkungen“ auf dem Rentenmarkt auslösen könne, berichtet die Financial Times. Sie befürchten, dass bestimmte Wertpapiere dann nicht mehr handelbar sein könnten. Die Veröffentlichung der An- und Verkaufspreise von Anleihen könne Liquidität suggerieren, die in manchen Anleihensegmenten nicht vorhanden sei. Die so erzwungene Transparenz würde die Realität des Marktes nicht angemessen reflektieren.
Überdies bestehe die Gefahr, dass sich Banken einfach aus dem Anleihenmarkt zurückziehen. Die Kreditinstitute befürchten, die neue Preistransparenz könne anderen Marktakteuren die Chance geben, gegen ihre Investitionen am Rentenmarkt zu wetten. Ein solcher Rückzug der Banken aus illiquiden Rentenmärkten wiederum könnte genau den Crash auslösen, den die europäischen Regulierungsbehörden verhindern wollen.
Wie liquide sind die Rentenmärkte?
Der Markt für europäische Staatsanleihen gilt als weitestgehend liquide. Auch die Handelbarkeit von Pfandbriefen ist in der Regel sichergestellt. Gleiches gilt für Neuemissionen. Anders kann es bei Wertpapieren aussehen, die schon länger am Markt sind. Ihre Handelbarkeit ist manchmal eingeschränkt.Wer in exotische Marktregionen investiert, geht bei der Handelbarkeit ebenfalls ein erhöhtes Risiko ein. Staatsanleihen einiger Schwellenländer sowie einige Unternehmensanleihen mit niedrigerer Bonität können als illiquide gelten.
Gefahr droht aber in der Regel erst dann, wenn zahlreiche Anleger panikartig Anleihen massenweise verkaufen wollen – dann drohen Liquiditätsengpässe. Im Jahr 2008 war das der Fall. Ein massenhafter Abverkauf an den Märkten hat einen gigantischen finanziellen Schaden herbeigeführt.
Rentenfonds EUR/Unternehmen | WKN | Performance, 3 Jahre | Performance, 5 Jahre |
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DWS Hybrid Bond LD | 849098 | 10,82 % | 35,86 % |
Henderson Euro Corporate Bond A2 | A0YB5H | 8,03 % | 30,21 % |
FvS Bond Opportunities R | A0RCKL | 12,49 % | 27,26 % |
Mifid-II kommt frühestens 2018
Doch nach einer Neuauflage der Finanzkrise sieht es derzeit nicht aus. Die ESMA muss nun lediglich einen Kompromiss finden, der die Rentenmärkte transparenter macht und die Liquidität am Markt angemessen abbildet, ohne die Akteure dabei bloß zu stellen.
Die Fondsindustrie feiert die Überarbeitung der Mifid-II-Vorschriften als einen Erfolg ihrer Lobbyarbeit. Da aber derzeit nicht klar ist, welchen Lösungsansatz die ESMA verfolgt, werden Vertreter der Finanzmarktakteure vermutlich versuchen, auf den neuen Entwurf Einfluss zu nehmen.
Der neue Entwurf der ESMA wird erst in einigen Monaten erwartet. Die Umsetzung der Mifid-II-Regeln, die bereits um ein Jahr auf 2018 verschoben wurde, droht dadurch in weitere Ferne zu rücken. Neben der Überarbeitung des Anleihen-Handels muss die ESMA auch im Rohstoffhandel noch nachbessern.
Tipp: Anleger können am Markt durch Anteile an einem Rentenfonds (Tabelle, oben) oder Mischfonds mit Schwerpunkt auf europäische Anleihen partiziperen (unten). Ein aktives Fondsmanagement kann kurzfristig auf Marktbewegungen reagieren und das Risiko möglichst breit streuen.
Mischfonds primär Anleihen/Europa | WKN | Performance, 3 Jahre | Performance, 5 Jahre |
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Kapital Plus A € | 847625 | 21,18 % | 49,21 % |
Invesco Pan Europ High Income C acc | A0J20F | 18,58 % | 45,20 % |
MEAG EuroErtrag | 978273 | 11,05 % | 40,29 % |