Der Blick auf die offenen Immobilienfonds war im Frühjahr eher ein skeptischer. Denn die Entwicklung konnte schon Sorgen bereiten: leere Hotels und leere Bürogebäude zu Zeiten des Lockdowns, Mietausfälle von Gewerbetreibenden, aber auch Mietausfälle bei Wohnimmobilien. Doch das erste Halbjahr konnten offene Immobilienfonds mit einem Plus verbuchen – und zwar doppelt: Nettomittelzuflüsse und Performance waren positiv.


Zuflüsse und Performance im grünen Bereich


Zu dem Ergebnis einer positiven Bilanz ist das Berliner Analysehaus Scope gekommen. Scope hatte sich dazu 16 offene Immobilienfonds angesehen. Diese erreichten demnach eine durchschnittliche Performance von 0,9 Prozent. Im Vorjahreszeitraum betrug diese laut der Ratingagentur 1,6 Prozent. Im Ein-Jahreszeitraum schnitten die untersuchten Fonds mit einer durchschnittlichen Performance von 2,4 Prozent ab (Stichtag 30.06.2020). Gegenüber der durchschnittlichen Performance des gleichen Zeitraumes aus dem letzten Jahr mit 3,4 Prozent habe die Fondsgattung einen Prozentpunkt verloren. Als Fonds mit der besten Performance aus dem vergangenen Halbjahr werden der UBS (D) Euroinvest Immobilien (3,2 Prozent / ISIN: DE000A111Z29), Fokus Wohnen Deutschland (2,5 Prozent / ISIN: DE000A12BSB8) sowie Leading City Invest (1,5 Prozent / ISIN: DE0006791825) angegeben.


Auch bei den Nettomittelzuflüssen konnten die analysierten Fonds positiv abschließen. Das erste Halbjahr verzeichneten diese laut Scope Zuflüsse in Höhe von 4,4 Milliarden Euro (Vorjahreszeitraum 5,7 Milliarden Euro). Scope führt an, dass die meisten Zuflüsse mit drei Milliarden Euro im Januar und Februar verbucht wurden. „Aber auch in den darauffolgenden vier Monaten war die Mittelzufluss-Bilanz positiv. Es flossen also mehr Anlegergelder in die Fonds hinein als heraus“, resümiert das Analysehaus. Nach den Berechnungen von Scope konnten zwei „alte Hasen“ der Fondsgattung die meisten Zuflüsse im ersten Halbjahr 2020 verbuchen: hausInvest (ISIN: DE0009807016) mit 572 Millionen Euro sowie grundbesitz europa (ISIN: DE00098070089 mit 562 Millionen Euro – beide Immobilienfonds sind bereits um die 50 Jahre im Vertrieb.


Alle Auswirkungen der Krise erst künftig sichtbar


Scope rechnet damit, dass sich die Folgen der Krise erst künftig bemerkbar machen: „Während sich die Kapitalmärkte im zweiten Quartal von den massiven Verlusten im Zuge der Covid-19-Krise deutlich erholten, bekommen die offenen Immobilienfonds die Auswirkungen der Krise auf Mietverträge und Immobilienpreise erst sukzessive zu spüren.“ Die kommenden Quartale seien entscheidend. Einzelne Fonds – vor allem einige mit Hotel- und Einzelhandelfokussierung – müssten bereits schon jetzt Einbußen hinnehmen. Die Ratingagentur geht davon aus, dass die durchschnittlichen Renditen offener Immobilienfonds bis zum Jahresende zwischen 1,5 bis 2 Prozent liegen werden. „Einzelne Fonds können dabei durchaus negative Renditen ausweisen“, so Scope.


Die Analysten verweisen zudem darauf, dass die Fondsgattung trotz Rückgang der Mittelflüsse zuletzt deutliche Liquiditätspolster aufgebaut und sich so Sicherheit verschafft habe. Scope nennt die Reduktion von Investitionen als wesentlichen Grund. „Darüber hinaus trägt die zwölfmonatige Kündigungsfrist für Fondsanteile, die nach dem 22.07.2013 erworben wurden, zur Stabilisierung in der aktuellen Situation bei.“


Zuflüsse auch beim Habona Nahversorgungsfonds


Im Oktober des vergangenen Jahres ging der Habona Nahversorgungsfond Deutschland (ISIN: DE000A2H9B00) in den Vertrieb. Damit startete die Gesellschaft aus Frankfurt am Main ein neues und innovatives Fondskonzept für einen offenen Immobilienfonds: die Investition in Nahversorgungsimmobilien. Das Management um Portfoliomanager Dirk Meiwirth investiert hierbei aktuell 77 Prozent in den Lebensmitteleinzelhandel (23 Prozent in KiTas). Der Lebensmitteleinzelhandel, der die Nahversorgung seit einiger Zeit dominiert, war ein Gewinner der Coronakrise. Durch die Deckung von Grundbedürfnissen agieren Nahversorgungsimmobilien weitgehend unabhängig von äußeren Einwirkungen. Dies schlug sich im Vertrauen der Anleger wider. Laut dem Unternehmenm konnten im ersten Quartal 2020 Nettomittelzuflüsse in Höhe von 14,1 Millionen verbucht werden. Das gesamte Volumen liegt insgesamt knapp unter 50 Millionen Euro.


 


 


Wertentwicklung (Fünf-Jahreszeitraum) von drei Kundenlieblingen



 


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