Starke Aktienfonds Putin, Trump und die OPEC treiben Aktienkurse in Russland
Aktienfonds in Russland gehören zu den Gewinnern der vergangenen Wochen. Nicht nur die Wahl Trumps, sondern auch steigende Ölpreise und ein positiver ökonomischer Ausblick in Russland könnten dazu beitragen, dass die Erholung in 2017 voranschreitet.
Die Gründe für die gute Stimmung an der russischen Börse sind vielschichtig. Die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gibt den Startschuss für diese Rallye. Trump respektiert und schätzt Wladimir Putin, will die Beziehungen zu Russland ausweiten und installiert in dieser Woche den Exxon-Chef Rex Tillerson, einen ausgewiesenen Putin-Vertrauten, als Staatssekretär in sein Kabinett.
Der Trump-Faktor
Der Ölfaktor
Ein weitaus wichtigerer Grund für den starken Anstieg der Aktienkurse in Russland ist die jüngste Entscheidung der OPEC samt 14 Unternehmen außerhalb der Organisation der ölfördernden Staaten, die Ölfördermenge zu reduzieren. Das treibt nicht nur den Ölpreis über die Marke von 57 US-Dollar pro Barrel der Rohölsorte Brent, es verbessert auch die Chancen Russlands als einer der größten Ölexporteure auf einen Ausbruch aus der seit 2014 anhaltenden Rezession.
Investoren agieren aktuell so bullish auf russische Aktien, dass selbst schlechte Nachrichten den Trend nicht stoppen. Der New York Times zufolge soll die russische Regierung die amerikanische Präsidentschaftswahl zugunsten Donald Trumps beeinflusst haben. Andere Medien zitieren CIA-Quellen, dass russische Hacker für den Ausgang der US-Wahl mitverantwortlich sein sollen. Die Märkte scheint das nicht zu stören. Ein gesicherter Nachweis über eine mutmaßliche russische Manipulation der Wahlen erscheint den Marktteilnehmern zu diesem Zeitpunkt sehr unwahrscheinlich.
Die US-Nachrichtenagentur Bloomberg zitiert einen Mitarbeiter der russischen Regierung, dass Trump ein „fantastisches Team“ zusammengestellt habe, mit dem Russland „Geschäfte machen“ könne. Das lässt auch die Hoffnung auf einen Abbau der Sanktionen gegen Russland wieder aufblühen, die während der Obama-Administration undenkbar war. Nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine wurden scharfe Wirtschafts-Sanktionen seitens der USA und der EU gegen Russland verhängt, was die Rezession in Russland maßgeblich beschleunigt hat. In Europa ist der Widerstand noch immer groß, die Sanktionen aufzuheben. Nach einem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande am Dienstag sprechen sich beide für eine Verlängerung der Sanktionen gegen Russland aus.
71 Prozent in einem Jahr: Der Pictet - Russian Equities
Doch die russische Wirtschaft hat sich dem Sanktions-Umfeld bereits angepasst, nicht nur durch ausgeweitete Handelsbeziehungen nach Asien. Bereits seit Februar steigen die Aktienkurse kontinuierlich. Der Pictet - Russian Equities-P EUR (ISIN: LU0338483075) schaffte eine Wertsteigerung von satten 71,24 Prozent seit Jahresanfang. Beim DWS Russia (ISIN: LU0146864797) sind es glatte 60 Prozent. Der Parvest Equity Russia Opportunities D (ISIN: LU0265268762) steigerte seinen Wert um 57,10 Prozent und der Baring Russia Fund Class um 58,19 Prozent (ISIN: LU0073418229).
Der Putin-Faktor
Auch abseits der Börse scheint sich die Wirtschaft an das Sanktions-Umfeld gewöhnt zu haben. Während das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr noch um 0,6 Prozent schrumpft, soll es bereits im kommenden Jahr eine Erholung geben, berichtet der Internationale Währungsfonds. Die Schätzungen der Ökonomen liegen zwischen einem Wachstum von 0,8 und 1,1 Prozent in 2017. Auch die Inflation werde zurückgehen, was der Zentralbank die Möglichkeit geben würde, die Zinsen zu senken und die Wirtschaft weiter zu stützen.
Sollte der Ölpreis sich in 2017 nachhaltig stabilisieren, kann Russland mit weiteren Kapitaleinnahmen rechnen, was der Heimatwährung weiter Auftrieb geben dürfte. Erste Anzeichen dafür gibt es bereits mit der Entscheidung des russischen Ölproduzenten Rosneft in dieser Woche, Anteile im Wert von drei Milliarden US-Dollar an Staatsfonds in Katar zu verkaufen. Auch der Schweizer Rohstoffkonzern-Glencore will bei Rosneft einsteigen. In den kommenden Jahren bis 2019 will die russische Regierung durch Privatisierungen weitere 16 Milliarden US-Dollar einnehmen, berichtet die Nachrichten-Agentur Reuters. Der Rubel notiert am Mittwoch bei 60,8 im Vergleich zum US-Dollar und ist damit so teuer wie zuletzt im Oktober 2015.
Positive Signale für Investoren, die bereits in Russland aktiv sind. Die Kenntnisse des Marktes und der Unternehmen sind dafür unabdingbar, deswegen sollten Anleger genau in die Anlagestrategie der Aktienfonds schauen. Demnach hat der derzeit stärkste Pictet Russian Equities Aktienfonds eigenen Angaben zufolge „hervorragende Kenntnisse des russischen Marktes und versucht mit Hilfe einer sorgfältigen Analyse der Unternehmen sowie auf Basis der eigenen Datenbank unterbewertete Unternehmen mit guten Fundamentaldaten zu identifizieren“.
Tipp: Langfristige Investoren profitieren zudem von einer besseren Performance bei aktiven Investmentfonds mit Schwerpunkt in Russland, der Lyxor UCITS ETF Russia (ISIN: FR0010326140) hat die positive Entwicklung in diesem Jahr deutlich schwächer nachvollzogen, als die aktiven Vergleichsfonds (siehe Fünf-Jahres-Chart, unten).