FondsDISCOUNT.de: Die Wasserver- und entsorgung ist global eine enorme Herausforderung. Was macht diese lebenswichtige Ressource auch für Anleger interessant?
Sybille Wyss: Fakt ist, dass es beim Rohstoff Wasser ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage gibt. Die Angebotsseite ist gegeben. Die verfügbare Menge an Wasser hat sich nicht verändert, seit es Wasser auf der Erde gibt. Auf der anderen Seite nimmt die Nachfrage stetig zu. Hier wirken drei wesentliche Treiber: das Bevölkerungswachstum, die Urbanisierung und der Klimawandel. Als sehr erfolgversprechend beurteilen wir Firmen, welche sich mit ihren Dienstleistungen der Aufgabe widmen, den Wasserverbrauch und die Wasserverschmutzung zu reduzieren um damit den lebensnotwendigen Rohstoff nachhaltig zu sichern. Der unmittelbare Handlungsbedarf führt zwangsweise zu riesigen Wachstumschancen für Firmen in verschiedenen Bereichen des Wassersektors. Die Bedeutung von Wasser-Investments wird daher in Zukunft immer grösser.
Wichtig zu erwähnen ist es uns, dass wir mit dem Rohstoff Wasser keine Geschäfte machen.
Wie muss man sich die Wasserwirtschaft als Branche vorstellen? Sind hier mehr staatliche Unternehmen oder private Konzerne aktiv?
Stefan Schütz: Die Wasserwirtschaft ist ein sehr heterogener Sektor von kleinen bis mittelgroßen Unternehmen. Neben den klassischen Wasserversorgern existieren zahlreiche Firmen, welche Dienstleistungen für vorwiegend vier Nutzergruppen erbringen:
a: Die Industrie (Umgang mit Prozesswasser in der Produktion)
b: Die Baubranche (Wasserinfrastruktur in Wohn- und Geschäftsliegenschaften)
c: Die Landwirtschaft (Bewässerungssysteme)
d: Die Wasserversorgung (Distribution, Leitungsinfrastruktur, kommunales Abwasser)
Das Universum umfasst zyklische Unternehmen aus der Industrie genauso wie defensive Unternehmen aus dem Bereich der Wasserversorgung. Wir haben somit die Möglichkeit in jeder Phase des Konjunkturzyklus optimal positioniert zu sein.
Mit Ihrem Aktienfonds Tareno Global Water Solutions (ISIN: LU0319773478) bieten Sie Anlegern bereits seit 2008 Zugang zu diesem Zukunftsmarkt. Mögen Sie uns das Fondskonzept kurz beschreiben: Welche Titel kommen für Sie in Frage, wie ist Ihr Portfolio regional aufgestellt?
Sybille Wyss: Während die Wasserversorgung weitgehend in staatlicher Hand liegt, sind in den übrigen Bereichen mehrheitlich private Konzerne aktiv. In einem ersten Schritt sind für uns alle Unternehmen interessant, welche einen Bezug zum Thema Wasser aufweisen. Bei Firmen, welche nur einen Teil ihrer Umsätze im Wasserbereich erwirtschaften, achten wir besonders darauf, dass die Unternehmen in diesen Bereichen eine führende Marktstellung einnehmen. Daraus bildet sich unser Universum, welches zu zwei Dritteln aus wachstumsstarken Industriewerten und zu einem Drittel aus klassischen Versorgern besteht. Wir investieren global, wobei wichtig zu erwähnen ist, dass rund 40 Prozent unseres investierbaren Anlageuniversums aus US-Firmen besteht. Betrachtet man ausschließlich die groß kapitalisierten Firmen (large caps), steigt diese Zahl auf 67 Prozent.
Wasserfonds müssen nicht per se auch nachhaltig sein – ihr Global Water Solutions hingegen wird unter dem gezielten Einsatz von Nachhaltigkeits-Kriterien gemanagt. Worauf legen Sie hierbei besonderen Wert und welche Investments schließen Sie aus?
Stefan Schütz: Wir bewerten die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens anhand qualitativer und quantitativer Elemente. Zudem berücksichtigen wir auch, wie sich die Praxis eines Unternehmens im Umgang mit dem Nachhaltigkeitsmanagement ändert. Aus diesen Informationen ergibt sich für jedes Unternehmen ein ESG-Gesamtscore, welcher in unser Bewertungsmodell einfließt. Unser Nachhaltigkeitsprozess wurde durch das FNG (Forum Nachhaltige Geldanlage) zertifiziert und wird jedes Jahr aufs Neue geprüft. In der Art und Weise wie wir Nachhaltigkeit in den Anlageprozess integrieren, sehen wir ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu anderen Anlagefonds im Bereich Wasser. So waren wir auch der erste Wasserfonds, der 2018 das Siegel erhalten hat.
Auf unserer Ausschlussliste stehen Unternehmen mit Bezug zu den Geschäftsfeldern Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Pornographie und Rüstung. Weiter schließen wir die Bereiche Wasserquellen und Tafelwasser aus unserem Universum aus. Neben der schlechten CO2-Bilanz (aufgrund der Verpackung) ist der Anteil von Tafelwasser am gesamten Wasserverbrauch mit weniger als ein Prozent gering.
Die Wasserwirtschaft gilt als defensive und somit vergleichsweise krisenbeständige Branche. Wie hat Ihr Fonds den Corona-Crash gemeistert?
Sybille Wyss: Natürlich konnten sich die Aktien in unserem Universum der Volatilität der Märkte nicht entziehen. Wir beobachten jedoch über die letzten Jahre, dass eine sehr starke Kurserholung bei den Wasseraktien nach Marktkorrekturen stattfindet. So konnten wir auch dieses Mal den Großteil der Kursverluste bis zum Ende des dritten Quartals wieder wettmachen. Die Aktualität und Dringlichkeit des Themas lässt sich einfach nicht lange hinauszögern.
An welchen Anlegertyp richtet sich Ihr Konzept, welchen Anlagehorizont und welche Anlageziele sollte man mitbringen?
Stefan Schütz: Das Konzept richtet sich an alle, die einen sorgsamen und effizienten Umfang mit der Ressource Wasser anstreben. Die Ausrichtung auf Aktien kleiner bis mittelgroßer Unternehmen bedingt eine gewisse Risikofähigkeit. Der Fonds zielt darauf ab, langfristig eine über dem MSCI World Index liegende risikoadjustierte Performance zu erwirtschaften. Wir empfehlen unseren Kunden einen Anlagehorizont von fünf bis sieben Jahren.
Grafik: Quelle: Tareno Asset Management 2020
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