Die schwedische Riksbank könnte die erste bedeutende Zentralbank werden, die eine digitale Währung begibt. Es wäre eine Reaktion auf die bereits stattfindende und zunehmende Abkehr von Bargeld in Schweden.

Die Riskbank war die erste Bank, die Papiernoten herausgegeben hat – in den 1660er-Jahren – und lanciert nun das Projekt der digitalen Währung, um zu analysieren, wie eine zentrale, bankgedeckte digitale Währung aussehen könnte und welche Herausforderungen dieser Schritt mit sich bringt. Diskutiert wird eine Einführung der „e-Krone“ innerhalb der nächsten zwei Jahre, wie die Financial Times meldet.

Der Schritt sei so revolutionär wie die Einführung der Papiernoten vor 300 Jahren, so Cecilia Skingsley, stellvertretende Gouverneurin der Riskbank. „Was bedeutet es für die Geldpolitik und die Finanzstabilität? Wie entwerfen wir das? Mittels wieder aufladbarer Karte, App oder doch auf einem ganz anderen Weg?“ zitiert sie die FT. Der Weg zur digitalen Währung sei noch unklar, aber „es ist keine Option, nichts zu tun“.

Folgen der Niedrigzinsen
Die Finanzkrise hat zu einem flächendeckenden Umdenken geführt, denn ohne eine Beschränkung oder Abschaffung des Bargelds ist eine Niedrigzins-Politik schwer durchzuführen. Es überrascht auch nicht, dass der schwedische Vorschlag nicht der erste Versuch der Notenbank ist, auf den Bitcoin-Zug aufzuspringen. Die Bank of England ließ im Juli mit einem offiziellen Bericht aufhorchen: Darin wird befürwortet, dass Zentralbanken grundsätzlich eigene digitalen Währungen ausgeben. Als Fallstudie wurden die USA herangezogen und argumentiert, eine Cryptowährung könne die US-Wirtschaft dauerhaft um drei Prozent steigern. Zudem hätten die politischen Entscheidungsträger ein effektiveres Werkzeuge zur Verfügung, um finanzielle Booms und Krisen zu zähmen, hieß es in dem Papier. Auch die kanadische Notenbank stieß in dieselbe Richtung.

Die Zentralbanken stehen also erst am Anfang, die potenziellen Vor- und Nachteile von digitalen Währungen wie etwa dem Bitcoin auszuloten. Der dramatische Rückgang der Bargeldnutzung in Schweden – die Anzahl der im Umlauf befindlichen Noten und Münzen ist seit dem Jahr 2009 um 40 Prozent gefallen – treibt das Vorgehen der Riksbank nun noch weiter an.

„Wir müssen unsere Hausaufgaben machen, da es keine Option für den öffentlichen Sektor ist, an der Seitenlinie zu stehen und zuzusehen, wie der private Sektor Einzelpersonen den Zugang zu Zentralbank-Geld abschneidet“, so Skingsley.

Ende der Banken?
Große Fragen zur Gestaltung sind allerdings noch ungeklärt: Werden Einzelpersonen ein Konto bei der Zentralbank haben? Sind die Transaktionen im Gegensatz zu Bargeld nachvollziehbar? Wie würde das e-Money verzinst werden oder gibt es gar keine Zinsen?

Über die Art der Abwicklung herrscht mit der Blockchain-Technologie wohl schneller Klarheit. Der Prozess läuft folgendermaßen ab: Eine Transaktion wird in der Regel von mehreren Benutzern (den Miners) bestätigt. Der gemeinsame Datensatz wird als Block bezeichnet, die Blockchain ist die gesamte Datenbank, welche alle Transaktionen enthält. Die Blockchain ist also zusammengefasst ein digitaler Kontoauszug, der dezentral zugängig ist und sich nur äußerst schwer manipulieren lässt.

Die Blockchain macht die Banken eigentlich überflüssig. Daher springen die Großbanken aus Angst vor der Konkurrenz in dieser Frage sogar über ihren Schatten: Die 30 größten Institute, darunter Deutsche Bank, UBS, JP Morgan, HSBC, Morgan Stanley, Citi, UniCredit und die schwedische Nordea, haben sich unter dem Namen „R3“ zusammengetan: Das Konsortium arbeitet – gemeinsam mit Microsoft – daran, wie die Blockchain-Technologie speziell für Großbanken genutzt werden kann. Das erste Mal, dass eine Zusammenarbeit dieser Art zwischen den Banken stattfindet.

Diese ganze Entwicklung, dass Zentralbanken Cyberwährungen begeben, könnte eine radikale Umformung des Finanzsystems auslösen. „Wenn Zentralbankgeld verbreitet und für viele Personen zugänglich wäre, könnte dies Auswirkungen auf die Einlagen bei Geschäftsbanken und so eine Sogwirkung auf das gesamte Bankensystem haben“, heißt es weiter in dem bereits erwähnten Bericht der Bank of England. Das neue digitale Geld würde als billige und sichere Alternative gesehen werden. „Ich sehe nicht, wie Banken damit konkurrieren könnten“, zitiert das WSJ Peter Stella, den ehemaligen Zentralbanken-Chef beim IWF.