Staatsanleihen Schwellenländer sind auf Kurs zur Rekord-Verschuldung
Die niedrigen Zinsen treiben internationales Kapital in die Schwellenländer. Neben den Aktienmärkten profitieren vor allem Emittenten von Anleihen von der Jagd auf die Rendite. Die Verschuldung könnte schon bald Rekord-Niveau erreichen.
Noch immer ist die Inflation in Europa und Japan zu schwach, um diesen Trend zu stoppen. Auch in den USA wächst steigen die Preise nur moderat. Ein schwacher Arbeitsmarktbericht am Freitag hat zudem die Hoffnungen auf eine Zinserhöhung durch die Fed im September deutlich abgeschwächt. Die Niedrigzinsphase wird also voraussichtlich weiter anhalten und die Investoren auf ihrer Jagd nach Staatsanleihen mit einer einigermaßen ertragreichen Rendite in risikoreichere Segmente wie die Emerging Markets treiben.
Für die Schwellenländer führt die Niedrigzinsphase zu steigenden Anleihekursen, sinkenden Zinsen und einer Neuverschuldung, die bald Rekordniveau erreichen könnte. Allein seit dem Brexit sind über 16 Milliarden Dollar in die Staatsanleihen der Emerging Market geflossen. Das Geld fließt nicht nur in Rentenpapiere, die in Dollar notiert sind, auch die Landeswährungen profitieren von der hohen Nachfrage der Investoren.
Die Nachfrage könne noch mehrere Monate hoch bleiben, glaubt Zsolt Papp, Fixed-Income-Chef für die Emerging Markets bei JPMorgan. Indien und die Türkei hätten ihre Leitzinsen bereits gesenkt, weitere Schwellenländer könnten diesem Beispiel folgen, sagt der Experte der Financial Times.
Investoren können zum Beispiel mit einem Rentenfonds diversifiziert in die Schwellenländer investieren. In der Grafik ist der Anstieg der Kurse seit Jahresbeginn gut nachzufvollziehen. Der WIP Emerging Markets Fixed Income Fund (ISIN: LU0168400413) identifiziert aktuelle Trends und investiert in ausgewählte Länder. Ähnlich funktioniert der KBC Bonds Emerging Markets (ISIN: LU0082283614 ), nur dass der Fonds die Gewinne gleich wieder reinvestiert (thesaurierend). Ähnlich wie der Goldman Sachs Emer. Markets Debt Portfolio Base Dis (ISIN: LU0110449138) liegt die Performance der Fonds seit Jahresbeginn bei etwa 14,5 Prozent.
Die Bank of America Merryl Lynch bleibt skeptischer: Man dürfe die Risiken nicht außer Acht lassen. Die Schwellenländer seien eine unausgeglichene und heterogene Gruppe von Staaten, das Risiko für einen raschen Abverkauf bleibe hoch. Als Begründung gibt die Bank den instabilen Ölpreis an. Des Weiteren könne der Risikoappetit der Investoren auch plötzlich ausbleiben.
Neben den Rentenmärkten profitieren auch die Aktienmärkte der Schwellenländer von dem Kapitalzufluss aus dem Ausland.