Geometrie der Geldanlage


Seit jeher gilt das Magische Dreieck der Geldanlage als Orientierungshilfe bei Investitionen. Die Symbolik des Dreiecks kommt in unterschiedlichen Bereichen zum Tragen und beschreibt Abhängigkeiten untereinander. Ein einfaches Beispiel ist das Dreieck „gut“, „schnell“ und „günstig“ für den Hausbau. Es kann gut und schnell gebaut werden, dafür wird es entsprechend teuer. Schnell und günstig hochgezogen, wird an Qualität eingebüßt. In der letzten Variante wird das Haus gut und günstig gebaut, doch dann dauert es entsprechend länger.


Das Magische Dreieck der Geldanlage funktioniert genauso. In Abhängigkeit stehen die Rendite, Liquidität und Sicherheit. Will ein Anleger beispielsweise eine Investition, die viel Rendite abwirft und risikoarm ist, sollte er sich auf einen langen Anlagezeitraum einstellen. Seitdem das Thema Nachhaltigkeit auf den Märkten eine immer größere Rolle spielt, hat sich das Dreieck in ein Viereck umgewandelt. Anleger beziehen ESG-Aspekte zunehmend in ihre Investitionsentscheidungen ein. Die Geldanlage dient über die eigene finanzielle Absicherung hinaus dazu, etwas Gutes zu tun. Eine Investition mit einer überdurchschnittlichen Rendite und einem attraktiven Risikoprofil beziehungsweise schneller Liquidität könnte also trotzdem abgelehnt werden, wenn das Geld in die Rüstungsindustrie oder den Kohlebergbau fließt. Die ESG-Kriterien scheinen demnach eng mit dem menschlichen Gewissen verknüpft.


Gewissen und Investitionen


Der amerikanische Schriftsteller Henry Louis Mencken beschreibt das Gewissen humorvoll: „Das Gewissen ist eine Schwiegermutter, deren Besuch nie endet.“ Frei interpretiert kann man sich eine Schwiegermutter vorstellen, welche einem die eigenen Unzulänglichkeiten ohne Zaudern unter die Nase reibt. Sie zeigt die Schwächen, die der Mensch selbst gern übersehen würde. „Sei deines Willens Herr und deines Gewissens Knecht“, schreibt Maria von Ebner-Eschenbach im 19. Jahrhundert. Es hat nicht an Aktualität eingebüßt. Besonders auf dem Finanzparkett sind ein kühler Kopf und ein starker Wille von Vorteil. Krisen und Volatilität haben dann weniger Einfluss auf Anlageentscheidungen. Während andere in Panik und mit hohen Verlusten verkaufen, halten ruhige Anleger auch starke Kursschwankungen und Krisen aus und lassen sich nicht durch Gier getrieben auf spekulative und risikoreiche Investitionen ein. Das Gewissen ist eng mit dem Bewusstsein verbunden, wobei es als Instanz des Bewusstseins gilt. Im Duden wird das Gewissen als „Bewusstsein von Gut und Böse des eigenen Tuns“ definiert. Der Unterschied stellt sich in der Auswirkung auf das eigene Handeln heraus. Ein Mensch kann sich zum Beispiel des Klimawandels bewusst sein und dennoch einen Lebensstil führen, der den Klimawandel beschleunigt. Die eigenen Handlungsweisen können das Gewissen belasten, dann ist die Rede vom schlechten Gewissen. Um dieses zu vermeiden, achten Anleger vermehrt auf verantwortungsvolle Investitionen. Das eingesetzte Geld soll möglichst den Klimawandel nicht anheizen und bestenfalls etwas gegen ihn tun. Dafür hat die EU eine Offenlegungsverordnung entwickelt. Artikel 6, 8 und 9 beschreiben den Grad an ESG-Konformität. Nach Artikel 9 eingestufte Fonds, Impact-Fonds oder „dunkelgrüne“ Fonds genannt, können einen positiven Effekt (zum Beispiel eingespartes CO2) nachweisen.


Krisenherde und Konflikte


Nachhaltigkeit wird in erster Linie mit Umweltschutz gleichgesetzt. Die Abkürzung ESG steht hingegen für mehr: Environment, Social und Governance. Der Umweltaspekt wird zuerst genannt, jedoch gewinnen auch soziale Aspekte und die Art der Unternehmensführung an Bedeutung.


Der Anteil an Fehltagen aufgrund von psychischen Problemen wächst kontinuierlich an. Die AOK erklärt in ihrem Fehlzeiten-Report 2021, dass die „Krankheitstage aufgrund psychischer Erkrankungen um 56 Prozent zugenommen“ hätten. Darüber hinaus sei die Länge der Fehlzeiten mit 30,3 Tagen im Durchschnitt deutlich höher als bei anderen Erkrankungen. Eine der psychischen Krankheiten ist das Burnout. Die Burnout-Fachberatung aus Oberhausen an der Donau nennt als erste Ursache für ein Burnout Arbeitsbedingungen und äußere Umstände. Darunter fallen eine zu hohe Arbeitsbelastung, fehlendes positives Feedback, Konfrontationen und Konflikte sowie eine mangelnde Abgrenzung zum Privatleben. Hinzu kommt die eigene Persönlichkeit, die mit dem Wunsch nach Anerkennung und diversen Ängsten der Krankheit in die Karten spielt. Vor diesem Hintergrund ist es denkbar, dass private Anleger aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen einen hohen Wert auf eine gute Unternehmensführung legen.


Darüber hinaus hat der Krieg in der Ukraine Europa schwer getroffen. Die Nähe der militärischen Auseinandersetzung rückt Investitionen in die Rüstungsindustrie in ein neues Licht. Wo einst das Gewissen bei einer Anlage in Waffen angeschlagen hätte, sind sie heute gefragt wie nie. 100 Milliarden Euro Sondervermögen investiert die Bundesregierung in die Bundeswehr. Sie zieht damit laut manager magazin das Nato-Ziel, zwei Prozent der Wirtschaftsleistung in die Verteidigung zu stecken, um zwei Jahre vor. Investitionen in die Rüstungsindustrie locken nun mit einer attraktiven Rendite und sorgen gleichzeitig für ein Sicherheitsgefühl der Anleger. Auf der anderen Seite stehen die nachhaltigen Finanzprodukte, welche den Investoren das Gefühl geben, Gutes zu tun. Der anfängliche Aufschrei, als die Atomkraft von der EU als nachhaltig eingestuft wurde, hat wiederum an Lautstärke verloren, nachdem Russland gedroht hat, die Gaslieferungen zu stoppen. Das Gewissen kann je nach Weltlage eine andere Wirkung haben.


Dunkelgrüne Fonds für ein gutes Gewissen


Der GS&P Fonds - UmweltSpektrum Mix (ISIN: LU2078716052) ist ein Mischfonds, der nach Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung eingestuft wird. Der ausschüttende Fonds ist sparplanfähig und legt den Fokus auf Investitionen in Europa. Mindestens 51 Prozent des Vermögens fließen in Aktien; das restliche Vermögen wird in Anleihen, Geldmarktinstrumente und andere Investmentfonds angelegt. Die Branchen im Fonds sind diversifiziert. Bei der Auswahl der Titel richtet sich das Management nach den UN-Nachhaltigkeitszielen und dem permanenten Screening der Umweltbank. Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat das Fondsmanagement die Aktienanteile unter anderem von BionTech, Nordex und ProSegur erhöht. Die Top drei Positionen im Fonds stammen vom Windkraft-Pionier PNE AG, der Cropp Energies AG und dem Bahntechnik-Konzern Vossloh AG. Ziel des Fonds ist es, einen angemessenen Wertzuwachs zu erwirtschaften. 


Im BlackRock Global Impact Fund (ISIN: IE00BL5H0Y66) liegt der Fokus auf den Nachhaltigkeitszielen der UN. Der thesaurierende Fonds ist ein All-Cap-Aktienfonds, dessen Vermögen in nachhaltige Unternehmen der ganzen Welt angelegt wird. Anlageziel ist eine Gesamtrendite, die sich aus den Erträgen des Fondsvermögens und Kapitalwachstum ergibt. Zu den Top-Titeln zählen die Brookfield Renewable Corp., das Biopharmaka-Unternehmen Royalty Pharma sowie das globale Energieunternehmen EDP Renewables. Die im Fonds vertretenen Firmen zeichnen sich durch Alleinstellungsmerkmale auf dem Markt aus und sollen dabei helfen, die UN-Ziele zu erreichen. Mindestens 80 Prozent des Vermögens werden in Aktien und aktienbezogene Wertpapiere angelegt. Der Fonds ist sparplanfähig und wurde 2020 aufgelegt.


Das AB Sustainable Global Thematic Portfolio (ISIN: LU0057025933) ist ein All-Cap-Aktienfonds, der seit seiner Auflage 1995 eine hervorragende Performance erzielt hat. Das Vermögen wird in Titel auf der ganzen Welt angelegt, der Schwerpunkt liegt jedoch auf Titeln aus den USA. Die vier wichtigsten Branchen im Fonds sind die Informationstechnologie, Industrie- und Investitionsgüter, Healthcare und Finanzen. Die Wahl der Branchen und Titel richtet sich nach beständigen Trends. Langfristig soll der Fonds seinen Kapitalwert steigern. Der Fonds ist sowohl sparplan- als auch VL-fähig.