Peacock European Best Value „Strategisch geht an Nebenwerten kein Weg vorbei“
Lange haben sich nur echte Kenner mit Nebenwerten beschäftigt. Doch mit dem Erfolg wuchs auch das Anleger-Interesse deutlich. Mittlerweile sind viele Nebenwertefonds geschlossen. Wie man „versteckte Perlen“ findet, verrät Fondsmanager Marc Siebel.
Im Juli vergangenen Jahres hatte die Gesellschaft den Nebenwerte-Fonds in Kooperation mit der Kölner Ampega (Talanx Konzern) aufgelegt. Wie sich herausstellte, war das ein perfekter Zeitpunkt, da viele Investoren aufgrund des Brexits stark verunsichert waren. Gleichzeitig hat der Fonds gegenüber diverser Aktienindizes und passiven Investments einen deutlichen Mehrwert geliefert.
Der langfristige Track Record des Fondsmanagers bestätigt die Formkurve: 13 Prozent p.a. generierte Marc Siebel bei renommierten Fondsgesellschaften als Small-Cap-Spezialist. Der lange Zeitraum beinhaltet natürlich auch schwierige Zeiten, etwa die Finanzkrise. „Wenn‘s richtig kracht am Markt, wird Demut zu einer sehr wichtigen Eigenschaft“, so Fondsmanager Siebel. Daher auch sein Rat: „Der beste Schutz vor Vermögensverlusten ist, schon bei der Aktienauswahl auf wertorientierte und nachhaltige Geschäftsmodelle zu achten.“ Mit Erfolg: Seit Auflage rangiert der Best Value Fonds durchgängig unter den Morningstar Top 5 von mehr als 130 Fonds in der Kategorie Europäische Nebenwerte. In diesem Jahr liegt das Kursplus oberhalb von 10 Prozent.
Für einen Aktienfonds ist die Volatilität des Fonds mit nur 9 Prozent sehr gering (normalerweise 20 bis 25 Prozent). Dies liegt an der besonderen Selektion der Titel, die oft unter dem Radar vieler Investoren agieren und von diversen Sondersituationen profitieren. Ein Abverkauf in schwierigen Marktphasen ist üblicherweise eher bei Mid Caps festzustellen. Durch den Nischenfokus ist der Fonds auch unkorreliert (zum Stoxx600, dem die 600 größten europäischen Aktien angehören, mit 0,13).
Marc Siebel sieht daher weiter Kurspotential, auch nach guter Kursentwicklung: „Wir schaffen es, stets in Titel zu investieren, die etwa 30 bis 40 Prozent günstiger sind als der Gesamtmarkt. Das schafft mittelfristig Spielraum nach oben, unabhängig davon ob Nebenwerte oder Aktien per se gut gelaufen sind.“
Eine Art „Rebalancing“ heißt das im Fachjargon. Wichtig sei es zudem, auch unterjährig systematisch nach Titeln zu suchen, deren Bewertung deutlich zurückgekommen ist. Strategisch „geht an Nebenwerten eh kein Weg vorbei“: Studien, etwa von Prof. Ibbotson, belegen, dass Nebenwerte Blue Chips langfristig pro Jahr um 3 Prozent schlagen. „Die Gründe dafür liegen in den besonderen und profitableren Nischen, in denen Mittelständler unterwegs sind. Stärkeres Wachstum ist hier gegeben, zudem sind Nebenwerte regelmäßig Ziel von Übernahmen“, erklärt Siebel.
FondsDISCOUNT.de: Für Sie ist Demut eine wichtige Eigenschaft. Spiegelt Sie diese Denkweise auch eher bei familiengeführten Unternehmen als bei Blue Chips wider?
Marc Siebel: Eindeutig. Familiengeführte Unternehmen gehen mit ihrem Geld sehr überlegt um. Überzogene Managergehälter oder überteuerte Firmenübernahmen schlicht um des Wachstums Willen finden Sie hier kaum.
Ihr Fonds Best Value ist seit seiner Auflage unter den Morningstar-Top-Five in der Kategorie Smallcap-Fonds zu finden. Was machen Sie besser als die anderen?
Ich glaube, dass ich nach 15 Jahren Small-Cap-Erfahrung einfach ruhiger geworden bin. Die Investorenbriefe von Buffett haben mich gelehrt, nicht jeder „Sau“ (Aktie), die durch das Dorf getrieben wird (von Brokern), hinterher zu hechten. Stattdessen schau ich mir einige wenige Unternehmen lieber sehr genau an. Unternehmensbewertung steht ganz klar im Vordergrund. Investoren reagieren bei einzelnen Unternehmen manisch depressiv, starke Kursverluste sind die Konsequenz, obwohl nachhaltig nicht begründet. Das sind die großen Chancen. Dann gilt es, viel Geduld mitzubringen, Aktien kehren nicht über Nacht zum fairen Wert zurück. Ein Grund für die gute Wertentwicklung des Fonds ist sicher auch, dass der Fonds nach Werten fischen kann, wo andere Fonds aufgrund ihrer Größe gar keinen Zugang mehr finden.
Was sind Ihre Top-Performer seit Auflage und wie finden Sie Ihre „Hidden Pearls“?
Unser Fokus liegt nur auf wenigen, stark unterbewerteten Titeln. Die Vielzahl der Titel, die Analysten und Investoren jeden Tag diskutieren, sind für uns nicht von Belang Zu den Top-Performern gehören CropEnergies AG, Arnoldo Mondadori Editore SpA, Chargeurs SA, B&C Speakers SpA, Prima Industrie SpA. Diese Titel legten teilweise um mehr als 50 Prozent zu. Die Suche nach Unternehmensperlen läuft systematisch ab. Der Peacock Opportunity Filter, ein kennzahlenorientierter, hausinterner Filter, hat sich über viele Jahre bewährt. Er hilft, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Außerdem tausche ich mich mit meinem Investmentbeirat aus und bin viel unterwegs, um die „Hidden Pearls“ zu finden.
Bestes Beispiel sind die gerade genannten italienischen Nebenwerte, die bis vor kurzem im Vergleich zu deutschen Nebenwerten mit bis zu 40 Prozent Abschlag notierten, gleichzeitig aber ein starkes Gewinnwachstum von mehr als 20 Prozent aufweisen.
Sie haben offenbar ein großes Geschick, die richtigen Perlen zu finden. Haben Sie keine Bedenken, dass Ihnen auf der Suche die „Hidden Pearls“ ausgehen werden?
Wenn ich sehe, wie viele Investoren nach wie vor Vorurteile gegenüber Nebenwerten pflegen, etwa den Renditevorsprung gegenüber Blue Chips schlicht mit dem Argument der Illiquidität abtun, wird es bis in ewige Zeiten „versteckter Perlen“ geben. Die Anhänger passiver Investments oder Blue Chips dominieren den Aktienmarkt. Das bedeutet für uns, dass wir mit engem Kontakt zum Management Informationsvorteile weiter ausnutzen können. Zudem: Es kommen derzeit immens viele Unternehmen neu an die Börse. Der Stapel der IPO-Studien bei uns im Büro ist fast schon so groß wie ich!
Die politische und wirtschaftliche Lage in Italien wird ja nicht besonders stabil wahrgenommen – dennoch wurden Sie gerade hier mit deutlichen Gewinnspannen belohnt. Was veranlasste Sie zur Investition in italienische Nebenwerte?
Nebenwerte haben zu absurd hohen Bewertungsabschlägen im Vergleich zu deutschen MDAX- oder SDAX -Aktien notiert. Völlig ungerechtfertigt, denkt man etwa an die soliden Mittelstandsunternehmen in Norditalien. Viele dieser Werte erzielen Großteile Ihrer Umsätze im Ausland. Wie so oft verwechseln hier Investoren die schwierige Lage des Staates mit der individuellen Aufstellung vieler italienischer Firmen. Das bietet wie auch schon in 2013 sehr attraktive Investmentchancen.
Zu Beginn des Jahres haben wir daher diverse italienische Nebenwerte aufgestockt. Im Gespräch mit Unternehmen wurden wir zudem auf den „Piani individuali di risparmio (PIR)“ hingewiesen. Der Staat befreit private Investoren von der Kapitalertragssteuer bis zu einem Betrag von 30.000 Euro p.a. Voraussetzung ist, die Investoren investieren in italienische Mittelstandsunternehmen. Schätzungen gehen von bis zu 10 Milliarden Euro an Zuflüssen bei italienischen Small Caps aus, die bereits jetzt schon für einen ordentlichen Kursschub sorgten.
Haben Sie hier ein konkretes Beispiel parat?
Ein gutes Beispiel ist die Prima Industrie SpA, welche wir unter dem Gesichtspunkt des Geschäftsmodelles erworben haben. Die Firma ist zu knapp 50 Prozent im Besitz chinesischer Investoren und produziert Laser- und Stanzmaschinen zur Metallbearbeitung. Kunden kommen aus diversen, globalen Branchen wie Bau, Industrie oder Automobile. Anfang des Jahres war die Aktie zu einem 11er KGV zu haben, bei einem historisch hohen Auftragsbestand und einer Wachstumsrate der Gewinne für die nächsten Jahre von mind. 30 Prozent deutlich zu günstig. Der innovative Maschinenbauer für Lasertechnik konnte einen signifikanten Beitrag zur Fondsentwicklung beitragen, nachdem der Gewinn des Unternehmens um rund 70 Prozent gesteigert und die Netto-Schulden abgebaut werden konnten. Innovative und leistungsstarke „Faserlaser“ werden nun „inhouse“ produziert, ein positiver Effekt für die Marge."
Warum entdecken Anleger jetzt die Nebenwerte-Fonds verstärkt für sich? Vermuten Sie dahinter ausschließlich die positive Performance in diesem Segment oder wirkt vielleicht in Krisen-Zeiten der Mittelstand besonders beruhigend auf Anleger?
Die bessere Performance gegenüber Blue Chips ist sicher ein Aspekt. Dass dies keine kurzer Trend ist, sondern Nebenwerte grundsätzlich über Zeit besser laufen, ist übrigens mehrfach durch Studien belegt.
Erkannt wird auch, dass sich Nebenwerte relativ unkorreliert zu Blue Chips verhalten. Der Einfluss makroökonomischer Faktoren liegt nur bei etwa 30 Prozent. Mittelständler sind Innovationstreiber, reagieren schnell auf Marktveränderungen und genießen bei Investoren durch ihre vielfache Familienführung besonderes Vertrauen. Manager und Aktionär sitzen hier nämlich in einem Boot.
Wie lange wird er Best Value noch geöffnet sein? Haben Sie ein Fondsvolumen als Obergrenze definiert?
Bei der Suche nach unentdeckten Perlen aus dem Mittelstand ist ein großes Fondsvolumen schädlich. Die meisten Mitbewerber im Bereich Small Caps haben ihre Fonds in der Tat bereits geschlossen. Da wir insbesondere mit den sehr kleinen Nebenwerten enorme Renditen generieren können, wollen wir den Fonds nicht zu groß werden lassen. Ein erster Schritt wäre ein „Soft Closing“, vielleicht ab 50 Millionen Euro.
Übrigens: Es gibt noch einen zweiten Fonds, den Marc Siebel managt: Der Peacock European Alpha Builder (ISIN: LU0967289215), ein Long/Short-Aktienfonds landete gemäß Citywire im schwierigen Jahr 2016 mit knapp 10 Prozent Kursplus auf Platz 1 unter allen Long/Short-Fonds.