Herr Fischer, nach einem Einbruch im Jahr 2018 stimmen die Zahlen wieder beim Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen (ISIN: DE000A0M8HD2). Das Analysehaus Scope hat – nach einjähriger Pause – den Fonds kürzlich erneut mit dem Top-Rating „B“ („gut“) bewertet. An welchen Stellschrauben haben Sie gedreht?


Wir haben seit 2018 verschiedene Dinge in unseren Prozessen und im Portfolio des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen verändert. Mit unserem „Mr. Market-Cockpit“ haben wir nun ein Instrument, dass uns bei unseren Anlageentscheidungen unterstützt. Das Cockpit aggregiert laufend verschiedene Finanzmarkt-, Sentiment- und Fundamentaldaten. Mit seiner Hilfe können wir das systemische Risiko des Portfolios und damit die Schwankungen reduzieren.


Auf der Portfolioseite setzen wir verstärkt auf Qualitätstitel, die wir zu vernünftigen Bewertungen kaufen möchten. Solche Qualitätstitel zeichnen sich durch Volumenwachstum, ein skalierbares Geschäftsmodell und eine Preissetzungsmacht aus. Unser erweiterter „Modern Value“-Ansatz lässt auch Unternehmen mit einem höheren KGV und Multiple zu, wenn die Kombination aus strukturellem Wettbewerbsvorteil und Sicherheitsmarge gewährleistet ist.


Sie setzen in den letzten Jahren zunehmend auf große Unternehmen, den sogenannten Large Caps. Was steckt dahinter?


Das ist vor allem eine Entscheidung für mehr und bessere Liquidität im Portfolio. Wir haben in den vergangenen Monaten den Anteil an klassischen Small Cap-Value-Werten weiter reduziert. Langfristig soll ihr Anteil am Portfolio 30 Prozent ausmachen. Im Gegenzug gehen wir stärker in die Qualitätstitel, und die finden wir zunehmend bei den Large Caps. Unsere Value-Kriterien wie Business-Owner und Wirtschaftlicher Burggraben finden sich auch bei großen Firmen wie Alphabet und Amazon.


Kurzfristig hatten Sie im vierten Quartal des vergangenen Jahres die Aktienquote auf knapp 90 Prozent erhöht. War das rückblickend eine gute Entscheidung? Wie hoch ist ihre Aktien- und Cashquoute jetzt?


Die Höhe der Aktienquote hängt immer auch davon ab, welche Signale uns unser „Mr Market-Cockpit“ liefert. Es gab im vierten Quartal verschiedene, auch negative, Signale. Das grundsätzliche Bild blieb aber konstruktiv für Aktien, von daher war die Entscheidung, die Aktienquote so hoch zu lassen, folgerichtig. Wir sehen nach den Einbrüchen im März faire Bewertungen bei vielen attraktiven Aktien und haben entsprechend die Aktienquote zunächst wieder erhöht. Allerdings sind wir mit Blick auf mögliche weitere Korrekturen vorsichtig und überprüfen unsere Positionierung laufend. Unser Fokus liegt darauf, das Vermögen der Anleger zu vermehren – in Krisen aber auch zu schützen.


Zu den Evergreens im Portfolio gehört eine der teuersten Aktien der Welt: Berkshire Hathaway von Anlegerlende Warren Buffett. Wieso passt das Unternehmen in Ihren Aktienkorb?


Der Kurs der Berkshire Hathaway ist zwar hoch, teuer ist die Aktie deswegen aber relativ gesehen nicht unbedingt. Als Value-Investoren können wir gut nachvollziehen, was Buffett kauft. Viele Unternehmen, in die Berkshire Hathaway investiert ist, haben hohes Potenzial, das Unternehmen ist inhabergeführt und das Management ist signifikant am Unternehmen beteiligt. Das sind die Merkmale, die wir als Value-Investoren suchen, deshalb passt Berkshire Hathaway in den Frankfurter Aktenfonds für Stiftungen.


Im Dezember 2019 wurde Ihrem Fonds erstmalig das FNG-Siegel mit einem Stern verliehen. Haben Sie den Nachhaltigkeitsansatz neu strukturiert?


Nein, wir setzen auf den Ansatz, den wir von Beginn an für unsere Fonds implementiert haben. Traditionell spielt für uns der Governance-Aspekt eine wichtige Rolle, da wir uns grundsätzlich als Miteigentümer unser Unternehmen verstehen. Daneben haben wir für einige kontroverse Geschäftsfelder wie geächtete Waffen strikte Ausschlusskriterien. Bei anderen Themen wie Kernenergie oder Spirituosen gelten Beschränkungen, sie dürfen 5 Prozent des Gesamtumsatzes nicht überschreiten, sonst investieren wir nicht in dem Unternehmen. Wir haben diese Kriterien gemeinsam mit Sustainalytics entwickelt, die Experten von Sustainalytics prüfen jede mögliche Investition. Das FNG-Siegel ist für uns eher eine Bestätigung, denn es bescheinigt uns eine besonders anspruchsvolle und umfassende Nachhaltigkeitsstrategie, die glaubwürdig umgesetzt wird.  


Welche Erwartungen haben Sie an das Aktienjahr 2020? Welchen Einfluss wird die Coronavirus-Krise möglicherweise langfristig auf die Performance Ihres Fonds sowie auf Ihre Investmententscheidungen haben?


Wir haben im März eine technische Marktreaktion gesehen, die vom Virus aber auch vom eskalierenden Konflikt um den Ölpreis ausgelöst wurde. Diese Reaktion hat zunächst mal den Vorteil, dass damit auch viele Qualitätsunternehmen wieder attraktive Bewertungen aufweisen. Das wollen wir natürlich nutzen. Trotzdem muss das noch nicht der absolute Tiefpunkt gewesen sein. Von daher ist mindestens im ersten Halbjahr Vorsicht angesagt und wir überprüfen unsere Positionierung laufend. Einem breiten Marktabschwung wird sich auch unser Portfolio nicht ganz entziehen können. Aber wir haben Unternehmen im Portfolio, die wenig konjunktursensitiv sind wie der Altenheimbetreiber Ryman Healthcare aus Neuseeland oder die möglicherweise sogar von der Krise profitieren wie der chinesische Onlinehändler Alibaba. Deshalb gehe ich davon aus, dass wir einigermaßen stabil durch das Jahr kommen werden.


Im kommenden November sind US-Präsidentschaftswahlen? Der Ausgang der Wahlen hat einen erheblichen Einfluss auf die Märkte. Wen wünschen Sie sich aus welchen Gründen als neuen US-Präsidenten?


Unabhängig davon, wen ich mir persönlich als US-Präsidenten wünsche, habe ich immer gesagt, dass Donald Trump besser für US-Aktien wäre als ein demokratischer Präsident, womöglich Berni Sanders. Nun zeichnet sich ab, dass der Herausforderer von Trump Joe Biden heißen wird. Das dürfte die Märkte weniger erschrecken.


Herr Fischer, wir bedanken uns für die Beantwortung der Fragen.


Zur Person: Frank Fischer ist Vorstandsmitglied und Chief Investment Officer (CIO) bei der Shareholder Value Management AG. Dort verantwortet er seit Auflage im Jahr 2008 den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen.


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