Wie kaum eine andere Person beherrschte der gebürtige Ungar André Kostolany (1906–1999) das Börsengeschehen und prägt weit über seinen Tod hinaus die Finanzwelt. Von seinen Anhängern als Börsenguru bezeichnet, war er als Finanzexperte, Börsenspekulant und Schriftsteller äußerst erfolgreich. Er veröffentlichte mehrere Bücher über das Börsengeschehen, die in verschiedene Sprachen übersetzt wurden und sich millionenfach verkauften. Zu seinen bekanntesten Büchern gehörte das kurz nach seinem Tod veröffentlichte Werk ‚Die Kunst, über Geld nachzudenken‘.
Kostolany begann seine Laufbahn in den 1920er Jahren, als sein Vater, ein erfolgreicher industrieller Spirituosenproduzent in Budapest, ihm eine Lehre an der Pariser Börse ermöglichte. Als gebürtiger Jude migrierte Kostolany in den späten 1930er Jahren in die USA. Dort erhielt er kurze Zeit später den Posten des Generaldirektors der G. Ballai and Cie Financing Company.
Seine Laufbahn war geprägt von Höhen und Tiefen – so setzte er noch in den 1920er Jahren auf den Zusammenbruch der Pariser Börse und machte mit dieser Entscheidung ein Vermögen. Kurze Zeit später stiegen die Börsenkurse wieder und Kostolany verlor sein Geld. Aufgrund seiner Erfahrung mit der Unberechenbarkeit der Märkte reifte in ihm der Entschluss, nur noch auf steigende Kurse zu setzen. Mit dieser Entscheidung legte er den Grundstein seines wirtschaftlichen Erfolges.
Zahlreiche seiner Zitate und Börsenweisheiten werden seit Jahren in unzähligen Werken erwähnt und regen zum Nachdenken über die eigene Anlagestrategie an.
Vom Spekulanten zum Geldanleger
Kostolany betrachtete sich lange Zeit als Spekulant und wendete sich erst mit zunehmendem Alter dem Bereich der Geldanlage zu. Auch wenn er zeit seines Lebens gegenüber der Öffentlichkeit keine exakte Anlagetaktik nannte, vermitteln seine Zitate dennoch genügend Hinweise auf seine Anlagestrategie. Zu dieser Strategie zählt Kostolany u. a. die sogenannten vier Gs, die unbedingt beachtet werden sollten:
Geduld: Es gilt auch in Abwärtsphasen Ruhe zu bewahren und Aktien zu halten.
Glück
Geld: Kostolany rät dazu, nur das eigene Geld zu verwenden und niemals Aktien auf Kredit zu erwerben.
Gedanken: Der Kauf von Aktien sollte gut überlegt sein und auf der eigenen Strategie beruhen.
Sobald eines der vier Gs fehlt, droht den Anlegern laut Kostolany ein finanzielles Debakel. Negative Erfahrungen an der Börse bezeichnete er als wichtiges Lehrgeld. Im nächsten Schritt gilt es wieder von vorn anzufangen.
Weisheiten von Andre Kostolany
Es folgt eine Auswahl der bekanntesten seiner Zitate, die mittlerweile als zeitlos und allgemeingültig bezeichnet werden können:
1 „Börsenerfolg ist eine Kunst und keine Wissenschaft.“
2 „Die ganze Börse hängt nur davon ab, ob es mehr Aktien gibt als Idioten – oder umgekehrt.“
3 „Wer gut essen will, kauft Aktien; wer gut schlafen will, kauft Anleihen.“
4 „Die Logik an der Börse ist, dass man oft unlogisch sein muss – und das ist die große Kunst des Spekulierens und der Börsenanalyse.“
5 „Die größte Spekulation der Welt wäre es, einen Politiker zu dem Wert einzukaufen, den er hat, und ihn zu dem Werte zu verkaufen, den er sich selbst einräumt.“
6 „Spekulieren kann jeder. Es zur richtigen Zeit zu tun – das ist die Kunst.“
7 „Wenn alle Spieler auf eine angeblich todsichere Sache spekulieren, geht es fast immer schief.“
8 „Verwenden Sie auf den Aktienkauf ebenso viel Zeit wie auf den Kauf eines Gebrauchtwagens.“
9 „Der Börsenkurs verhält sich zur Wirtschaft wie der Hund zum Spaziergänger. Er läuft voraus und kommt aber immer wieder zurück.“
10 „Oft muss man an der Börse die Augen schließen, damit man besser sehen kann.“