Die Ölwette Warum der US-Dollar nichts mit dem Ölpreis zu tun hat
Die Ölimporte der USA sind in stark zurückgegangen. Die Schieferöl-Revolution hat auch die Korrelation zwischen US-Dollar und Ölpreis nachhaltig verändert. Steigende Ölpreise dürfen daher nicht mehr mit einem schwachen US-Dollar begründet werden.
Die Schieferölförderung in den USA hat also in den vergangenen Jahren zunehmend das Bild von der Entstehung des Ölpreises verändert. Die Erschließung der neuen Ressourcen hat die Ölimporte der USA seit 2008 von zwölf Millionen Barrel pro Tag auf fünf Millionen Barrel gesenkt. Dies hat auch die Korrelation zwischen US-Dollar und Ölpreis nachhaltig verändert. Beide Preise entwickeln sich völlig unabhängig voneinander.
Zur Jahrtausendwende war das noch anders. Die hohen Ölimporte aus dem Jahr 2000 haben den US-Dollar abgewertet. Umgekehrt hat die stetig steigende Nachfrage aus den USA den Rohöl-Preis in die Höhe getrieben. Seitdem glaubten Investoren daran, dass ein schwacher Dollar mit steigenden Ölpreisen einhergeht und umgekehrt. Bis zum Jahr 2008, als Öl mit einem Höchststand von 147 Dollar pro Barrel notierte, stimmte das auch. Der Dollar befand sich damals am Boden: Für einen Euro gab es 1,60 US-Dollar.
Diese Regel gilt seit der Schieferölrevolution nicht mehr, schreibt Jeffrey Currie, Analyst bei Goldman Sachs, in einem Beitrag für den Business Insider. Die USA sind längst nicht mehr so abhängig von ihren Ölimporten wie noch zur Jahrtausendwende. Die Korrelation von Dollar und Ölpreis liege seitdem bei null Prozent. Das bedeutet: Obwohl der Dollar in den letzten Jahren deutlich gestiegen und der Ölpreis extrem gefallen ist, haben beide Ereignisse nichts mehr miteinander zu tun.
Sind die Investoren vielleicht selbst Schuld an der schlechten Stimmung an den Märkten?
Ben Bernankes Börsenpsychologie
Eigentlich sollten niedrige Energiepreise doch gute Nachrichten sein für Unternehmen, die von sinkenden Transport- und Exportkosten ihrer Güter profitieren. Das frei werdende Kapital könnte für Investitionen genutzt werden und sich langfristig auch in den Aktienkursen widerspiegeln. Doch die Börsenpsychologie verhindert diesen Effekt. Die anhaltend niedrigen Ölpreise haben längst einen nachhaltigen Eindruck bei Investoren hinterlassen. Die schwache Entwicklung der Weltwirtschaft trägt dazu noch bei. „Öl und Aktien reagieren ähnlich auf äußerliche Faktoren“, schreibt der ehemalige Chef der Federal Reserve Ben Bernanke in einem Blog-Eintrag bei Brookings im Februar. Zu diesen Faktoren gehörten eine sich ändernde Nachfrage sowie die allgemeine Verunsicherung und Risikoscheu der Anleger.
Eine Positionierung zum Ölpreis fällt angesichts der oben genannten komplexen Faktoren nicht leicht. Das SWFI prognostiziert für dieses Jahr einen Ölpreis zwischen 30 und 40 US-Dollar pro Barrel. Damit dürften Anleger sich für den Rest des Jahres weiterhin eine hohe Volatilität in Kauf nehmen. Am Ende ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass außer einer Seitwärtsbewegung im Kursverlauf nicht viel geschieht. Der Preis für die Rohölsorte Brent bewegt sich seit Jahresbeginn mit wenigen Ausnahmen in dem Korridor zwischen 30 und 40 Dollar und notiert derzeit bei 37,65 Dollar, ein Barrel WTI kostet 34,97 Dollar. Somit sind seit Jahresbeginn Wetten auf einen steigenden oder fallenden Ölpreis ausgehebelt. (siehe Chartbild).
Anstatt auf einen steigenden Ölpreis zu wetten, ist es vielleicht sinnvoll, sich mit alternativen Investments zu beschäftigen. Nicht umsonst will die internationale Staatengemeinschaft ihr Engagement gegen den Klimawandel verstärken. Erneuerbare Energien sind auf dem Vormarsch und werden immer effizienter. Vielleicht ist ein Ölpreis zwischen 30 und 40 Euro dann ein Zustand, an den man sich gewöhnen könnte.
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Die Ölwette: Öl und Aktien korrelieren so stark wie zuletzt 1980