Wenn man sich unsicher ist, was etwas ist, dann gibt es da so Sprüche wie „Sieht aus wie Tee, schmeckt wie Kaffee und ist trotzdem Kakao“. Oder auf dem Anzug steht zwar Boss drauf, trotzdem schaut man(n) darin aus wie Hugo. Steht auf einem Fonds jedoch Stiftungsfonds drauf, dann sollte Stiftungsfonds drin sein. Wir haben zwei Fonds miteinander verglichen, einen Stiftungsfonds und einen stiftungsgeeigneten Fonds, und sagen wir mal so, bis zur Startlinie unseres Testparcours strotzen beide noch vor Kraft.


Zwei Fonds zu vergleichen, die für Stiftungen ausgelegt sein sollen, hat immer etwas von Äpfel mit Birnen. Beim BKC Treuhand Portfolio (ISIN: DE000A0YFQ92) und dem Frankfurter Stiftungsfonds (ISIN: DE000A2DTMN6) ist das so ähnlich, denn hier trägt einer das Wort Stiftung im Namen und der Andere nicht, der eine ist seit Jahren schon ein Basisinvestment vieler Stiftungen (BKC Treuhand Portfolio), der andere möchte da zeitnah hin. Dass das gar nicht so einfach ist, zeigt die jüngere Historie. Denn auch bei Fonds, die speziell Stiftungen als Zielgruppe ansprechen sollen, hat der Corona-Crash Spuren hinterlassen. Dazu aber später mehr, erst einmal heißt es Platz nehmen am Schreibtisch und die Fondskonzepte miteinander zu vergleichen. Stiftungen sollen ja wissen, was sie kaufen, wenn sie sich mit den beiden Testkandidaten beschäftigen.


 


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KAPITEL 1: DAS ANLAGEKONZEPT


Bei Frankfurter fällt jedem, der sich mit Stiftungsfonds beschäftigt, der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen ein. Entsprechend war es nur eine Frage der Zeit, bis der Anbieter Shareholder Value Management sein Produktportfolio nachschärft und einen Stiftungsfonds auf den Markt bringt. Das Konzept versprach, einiges anders zu machen als andere Stiftungsfonds, indem die über alle Zweifel erhabene Aktienexpertise des Hauses um Optionsstrategien und Investments in andere Assetklassen, etwa Anleihen und Edelmetalle, ergänzt wird. Begründet wird dieser Mix mit der Risikoreduktion, die das mit sich bringt, hierzu soll auch das aktive Steuern der Allokation beitragen. Was gefällt ist der von vorn herein vorhandene Ausschüttungsfokus des Frankfurter Stiftungsfonds, das erste Kriterium aus Stiftungssicht wurde konzeptionell also direkt mit Inhalt gefüllt. Konzeptionell also ein Fonds auf der Höhe der Zeit, auf den ersten Blick jedenfalls, die wesentliche Anlegerinformation vom Juni dieses Jahres sollten Stiftungen aber lesen.


 


Beim BKC Treuhand finden Stiftungen ebenfalls ein breit gestreutes Portfolio vor, Anleihen und Aktien verschiedenster Couleur werden auch ergänzt um einige Alternativen dazu, die Allokation ist aktiv aufgesetzt, das heißt, die Investitionsquoten atmen, was auch gut ist angesichts der Gemengelage an den Märkten. Das Betrachten des Risikos steht im Vordergrund vor einem Investment, die Anlagepolitik kann als konservativ und äußerst bedacht bezeichnet werden. Auf das Vereinnahmen von Optionsprämien wird verzichtet. Auch das Konzept des BKC Treuhand Portfolio hat von Beginn an auf den ordentlichen Ertrag abgestellt, ruhend auf verschiedenen Säulen, wie beim Konkurrenten auch. Was gefällt ist die aktive Hand, mit der Fondsmanager Bernhard Matthes den Fonds steuert.


 


Kapitelwertung Anlagekonzept: die wichtigsten Stiftungsprämissen haben beide Konzepte in ihre Fonds-DNA gepackt, der BKC Treuhand Portfolio verzichtet auf den Optionsbaustein, das gibt ihm einen knappen Vorsprung in der Kapitelwertung. Zwischenstand: 1,5:1,25


 


KAPITEL 2: DIE INFORMATIONSPOLITIK


Im Zuge der Corona-Krise hat sich gezeigt, was eine gute Informationspolitik wert ist. Hier spielt die Bank für Kirche und Caritas ihre Stärken voll aus, informierte eng – auch ad-hoc – über Änderungen im Portfolio, holte die Anleger vollumfassend ab. Das Setup ist insgesamt so, dass Stiftungen ausreichend Informationen erhalten, die sie befähigen, sich eingehend mit dem Fonds zu beschäftigen, wobei das Shareholder Value auch macht. Die Factsheets sind hier auf hohem Niveau, die Erklärungen und der Dokumentenbesatz zum Frankfurter Stiftungsfonds sind sehr gut, man steigt als Stiftung schnell durch. Auch unterhält der Fondsanbieter einen eigenen Youtube-Kanal, auf dem Fondsnews besprochen werden und Stiftungen ein Blick in den Maschinenraum der Frankfurter-Fonds gewährt wird. Die im Zuge des Corona-Crashs aber sichtbareren Informationsimpulse seitens der BKC, die Stiftungen sehr gut informierten zu dem, was im Portfolio passiert, lässt dieses Kapitel an die BKC gehen. Der aktuelle Kontext ist hier sicher das Zünglein an der Waage.


 


Kapitelwertung Informationspolitik: Die im Zuge des Corona-Crashs aber sichtbaren Informationsimpulse seitens der BKC, die Stiftungen sehr gut informierten zu dem, was im Portfolio passiert, das lässt dieses Kapitel eine Spur deutlicher an den BKC Treuhand Portfolio gehen. Zwischenstand: 2,75:2,00


 


KAPITEL 3: DIE AUSSCHÜTTUNG


Hier lässt sich konstatieren, dass beide Fonds auf Augenhöhe agieren. Beim Frankfurter Stiftungsfonds ist die Ausschüttungshistorie sicherlich eine Kürzere, daher ist diese auch etwas weniger belastbar als beim BKC Treuhand Portfolio. Gleichwohl ist die Ausgestaltung eng am Machbaren ausgerichtet und auch an dem, was eine Stiftung braucht. Vor allem überzeugt, dass die Ausschüttung quartalsweise vorgenommen wird, was Stiftungen in der Optimierung ihrer Liquiditätsplanung sicherlich unterstützt, da andere stiftungsgeeignete Fonds zumeist einmal im Jahr ausschütten, wie auch der BKC Treuhand Portfolio. Hier wird immer Mitte Februar eines Kalenderjahres an die Anleger ausgekehrt, also einmal im Jahr. Die Ausschüttungshöhe liegt beim BKC Treuhand Portfolio bei deutlich über 2% pro Jahr, womit Stiftungen einen stabil wirtschaftenden Baustein an die Hand bekommen, der zudem nicht wie viele Stiftungsfonds Gefahr läuft, in die Nullkuponfalle auf der Anleiheseite zu laufen. Für den Frankfurter Stiftungsfonds errechnet sich eine Ausschüttungsrendite jenseits der 3%, allerdings reicht die Historie erst 4 Quartale zurück, richtig belastbar ist hier die Ausschüttungshistorie also noch nicht. Genau das verhindert aber den Sieg in der Kapitelwertung.


 


Kapitelwertung Ausschüttung: Beide Fonds haben die Ausschüttung fest im Blick, und damit auch die Bedürfnisse der adressierten Anlegergruppe Stiftungen. Für den BKC Treuhand Portfolio spricht die längere Ausschüttungshistorie und auch das stabile Niveau der Ausschüttung, für den Frankfurter Aktienfonds die quartalsweise Ausschüttung und das – kann das aktuelle Ausschüttungsniveau beibehalten werden – strukturell etwas höhere Ausschüttungsniveau bei etwa 3% p.a. Zwischenstand: 4,25:3,50


 


KAPITEL 4: DAS PORTFOLIO


Im Portfolio des Frankfurter Stiftungsfonds finden sich aktuell rund 55% Renten, 35% Aktien, 6% Edelmetalle sowie eine kleine Kasseposition. Länderseitig entfallen knapp zwei Drittel der Investments auf Deutschland, Österreich und die Schweiz. Natürlich finden sich bei den Aktien value-starke Titel, die nicht unbedingt zu den Blue Chips gehören, aber hier hat Shareholder Value einfach Expertise, unterbewertete Unternehmen zu finden. Gemäß Margin of Safety zu investieren, verlangt zudem einen langen Atem, genau diesen haben Stiftungen aber. Trotz des konservativen Herangehens hat es das Portfolio nicht vermocht, sich gegen den Corona-Crash zu wappnen, wobei die Delle einigermaßen überschaubar war. Aber schon davor entwickelte sich der Fondspreis mit gebremstem Schaum, es gilt also genau zu beobachten, wie jetzt die Corona-Verwerfungen weggesteckt werden.


 


Beim BKC Treuhand Portfolio sprach der Chart bis in den Februar dieses Jahres hinein eine klare Sprache: Im Fonds wurden die richtigen Eckpfeiler eingezogen. Der Corona-Crash dann wurde in Einem abgearbeitet, die jüngste Erholung deutet darauf hin, dass die Aktienquote noch nicht vollends „offen“ ist, also auf dieser Seite noch nachallokiert werden, hierfür aber erst einmal abgewartet wird. Im Fonds sind derzeit etwa 56% Rentenpapier zu denen, ebenfalls noch 20% Aktien (hier ist die Quote noch ausbaubar), aber auch Gold- und Silber-ETFs sind zu finden, dazu noch Anleihearten und -emittenten, die aus dem klassischen Beritt stiftungstypischer Investments herausragen. Gleichwohl funktioniert die Allokation, ausweichlich der Wertentwicklung bis Februar 2020, und auch die Ausschüttungen fließen erklecklich. Aus dem Portfolio ist auch die global breitere Streuung herauszulesen, und damit hebt sich der BKC Treuhand Portfolio – wohltuend – von anderen Stiftungsfonds ab.


Kapitelwertung Portfolio: Sowohl BKC Treuhand Portfolio als auch Frankfurter Stiftungsfonds liefern Handwerk auf hohem Niveau, jeder für sich aber mit anderen Akzenten. Die etwas konstruktivere Entwicklung des Fondspreises bis zum Corona-Crash und die globalere Ausrichtung lassen den BKC Treuhand Portfolio dieses Kapitel für sich entscheiden. Zwischenstand: 5,50:4,50


 


KAPITEL 5: DIE KOSTEN


Die Verwaltungskosten für den Frankfurter Stiftungsfonds liegen bei etwas über 1% p.a., was vollkommen im Rahmen ist, nur blöderweise steht die Möglichkeit im Raum, dass eine Performance-Gebühr, also eine an die Wertentwicklung gekoppelte zusätzliche Vergütung, erhoben werden kann. Die laufenden Gebühren sind ob des konzeptionellen Aufwands vertretbar, die Performance-Gebühr ist für Stiftungen nicht verargumentierbar und daher ein KO-Kriterium. Entsprechend geht das Kostenkapitel an den BKC Treuhand Portfolio, der mit einer Gesamtkostenquote von nicht ganz 0,8% pro Jahr alles in allem Gebühren erhebt, die absolut im Rahmen sind. Gutes Fondshandwerk darf und muss etwas kosten, das wissen auch Stiftungen.


 


Kapitelwertung Kosten: Beide Fonds sind fair gepreist anhand der Gesamtkostenquote, knapp unter bzw. knapp über 1%, das ist alles im Rahmen, und beide Fonds hätten hier sicher relativ gut gepunktet. Beim Frankfurter Stiftungsfonds trübt eine Performance-Gebühr, die bisher zwar noch nicht erhoben wurde, das Bild, Performance-Gebühren und Stiftungen, das passt einfach nicht. Endstand: 7,00:5,00


 


ZUSAMMENGEFASST


Zwei Fonds, die konzeptionell auf der Höhe der Zeit sind, die aber bei genauerem Hinsehen doch Einiges trennt, nicht nur die Fondshistorie. Der BKC Treuhand Portfolio setzt sich im Vergleich letztlich ob des reiferen Konzepts und der noch stärker aus Stiftungssicht gedachten Rahmenparameter durch. Der Frankfurter Stiftungsfonds muss erst noch zeigen, dass das Konzept auch durch Krisen hindurch richtig trägt. Der Fonds macht in der Tat Einiges anders, aber anders machen allein reicht eben manchmal nicht. In drei Jahren ist das Bild aber vielleicht schon ein anderes.


HINWEIS: Weitere Vergleichstests zu Stiftungsfonds und stiftungsgeeigneten Fonds sind auf dem Blog #stiftungenstärken (www.stiftungenstärken.de) zu finden, beispielhaft jener zwischen dem Spiekermann Stiftungsfonds und dem Ruffer Charity Assets Trust.


 


Der Autor dieses Textes


Tobias Karow ist Gründer und Geschäftsführer von stiftungsmarktplatz.eu und im Stiftungswesen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein seit 10 Jahren aktiv. Er ist Herausgeber der FondsFibel für Stiftungen & NPOs (www.fondsfibel.de), Vorträge hält er vor allem zum Thema ‚Stiftungen und ihr Weg in die digitale Welt‘. Für beide Themen betreibt er den Blog #stiftungenstärken (www.stiftungenstärken.de).