Die Anforderungen an einen Stiftungsfonds sind klar umrissen: Bis zur Stiftungsreform 2023 sind ausschüttende Tranchen Standard, die Volatilität soll von möglichst geringen Drawdowns auch in stürmischen Zeiten gekennzeichnet sein, und natürlich wird eine regelmäßige Ausschüttung erwartet. Beide Fonds können diese Anforderungen erfüllen, erledigen dies aber auf denkbar unterschiedliche Art: Der Marathon Stiftungsfonds (ISIN: LU1315150901) setzt auf einen regelbasierten und prognosefreien Investmentprozess. Dabei wird den Empfehlungen des hauseigenen Pfadfindersystems gefolgt. Der Squad Aguja Opportunities (ISIN: DE000A2AR9B1) hingegen verfolgt einen aktiv gemanagten Multi-Asset Ansatz mit breiter Diversifikation. Ganz grundsätzlich basiert die Anlagestrategie auf der Überzeugung, dass die Märkte zumindest in Teilbereichen ineffizient sind. Durch die Identifizierung von Unterbewertungen in der gesamten Kapitalstruktur von Unternehmen sollen Erträge generiert werden.
Der Marathon Stiftungsfonds besteht aus drei Modulen. Im Kern handelt es sich um einen Aktienfonds, der weltweit breit gestreut investiert. Da das aktive Risikomanagement über Optionen und Futures und nicht den physischen Verkauf von Aktien funktioniert, werden bis zu zehn Prozent Liquidität vorgehalten. Damit können zu gegebener Marktphase schnell Absicherungen gekauft werden. Schließlich erfolgt noch eine strategische Beimischung von Edelmetallen, die nicht als Renditetreiber, sondern zur Stabilisierung des Portfolios dienen. Der Marathon Stiftungsfonds kann auch in Anleihen investieren. „Wenn wir in den Bereich fixed income gehen, dann ist das als Liquiditätsersatz zu verstehen“, erläutert Fondsmanager Daniel Haase.
Regelbasiert zusammengesetztes Portfolio aus bis zu 400 Aktien
„Im Marathon Stiftungsfonds setzen wir den Schwerpunkt auf ein regelbasiert zusammengesetztes, benchmarkunabhängiges Portfolio, das erstklassige, internationale Qualitätsaktien umfasst“, beschreibt Haase den Ansatz. In der Regel befinden sich etwa 400 Titel im Fonds. Die Kriterien zur Titelauswahl sind in der Hauptsache technisch geprägt: geringe Volatilität und vorteilhaftes Momentum stehen im Anforderungsprofil. Zugleich werden aber auch Elemente der qualitativen Analyse genutzt, also solide Fundamentaldaten verlangt, sowie eine attraktive Dividendenhistorie und eine hinreichende ESG-Bewertung. Der Ausschluss nachteiliger ESG-Bewertungen, also etwa ein niedriger ESG Performance-Score oder der Verstoß gegen UN Global Compact-Richtlinien basieren auf der Taxonomie von ISS Oekom. Hauptziel sei es nicht, unbedingt künftige Outperformer zu entdecken, sondern vor allem Underperformer zu vermeiden: „Es geht uns um das Wegschneiden von Risikoquellen“, so Haase – damit soll die Volatilität gezügelt werden. Der Ausschluss von Bankaktien gilt als einzige anlagepolitische Vorgabe.
Vier zentrale Bausteine beim Squad Aguja
Der Vergleichsfonds gliedert die Investments in vier Bausteine. Grundlage sind Aktien, die bestimmte Eigenschaften aufweisen: Geschütztes Geschäftsmodell, gutes Management, langfristiger Investmenthorizont. Bei der Aktienauswahl wird in Titel mit einem Event-Driven Ansatz bevorzugt investiert, also wenn ein Trigger für Neubewertung vorhanden ist wie Spin-offs oder Kapitalmaßnahmen. Als zweiter Baustein investiert der Fonds in „Aktien mit Anleihecharakter“, also zum Beispiel in Titel mit Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrag und somit mit Garantiedividende. In diese zweite Kategorie fallen auch Titel, bei denen M&A-Aktivitäten absehbar sind. Nationale Beispiele hierzu sind Stada, Linde und Kabel Deutschland und international Radisson Hospitality oder Time Warner. Der dritte Bereich wird bei Aguja Fremdkapital genannt. In diesem Segment investiert das Management aktuell primär in Wandelanleihen und Titel, bei denen eine Sondersituation, zum Beispiel ein vorzeitiger Rückkauf, möglich erscheinen. Der vierte Bereich ist die Steuerung der Kasse und der Goldquote, sowie Absicherungen über Futures und Optionen. Als weiterer Baustein zur Minimierung der Volatilität werden bis zu zehn Prozent Edelmetall beigemischt. Dabei handelt es sich in der Hauptsache um Gold, je nach Marktlage auch um etwas Silber. Nach eigenen Untersuchungen habe die zehn-prozentige Goldbeimischung zum Aktienportfolio langfristig keinen nennenswerten Effekt auf die Rendite, reduziere jedoch die Portfolio-Risiken deutlich.
Zwei Ansätze auch beim Risikomanagment
Wie funktioniert das mit dem Risikomanagement über das Pfadfindersystem beim Marathon Stiftungsfonds genau? Das System analysiert börsentäglich kurz- und mittelfristige Trends von weltweit mehr als 4.000 Aktien aus 65 Sektoren. „Wir nutzen unsere Marktstrukturdaten sowohl trendfolgend – um stark erhöhte Risikophasen zu identifizieren – als auch antizyklisch, um den Beginn einer Erholung frühzeitig zu erkennen“, erklärt Haase. Er hat das System über Jahre entwickelt und ab 2007 live geschaltet. Die Daten seit 2007 als auch jene aus den bis in die 80er-Jahre reichenden Backtests zeigen, dass jedem größeren Kurseinbruch schwächere Marktstrukturdaten vorauslaufen.
Das Risikomanagement des Squad Aguja wird durch die kurzfristige und flexible Allokation der Mittel umgesetzt. Mitte 2019 wurde zum Beispiel entschieden, die Kasse überwiegend in (Xetra)-Gold zu investieren. Das bietet ähnliche hohe Flexibilität wie Cash, um kurzfristige Opportunitäten analog zu Kasse nutzen zu können. Und es bereichert das Portfolio um einen weiteren Diversifikationsbaustein, gerade in Anbetracht der bis dato expansiven Notenbankenpolitik. Stark minimiert wurden wenige Monate zuvor die Positionen im Bereich Senior-Anleihen. Dagegen ergeben sich nach Einschätzung des Fondsmanagements kontinuierlich Opportunitäten im Bereich Hybrid- und vor allem Wandelanleihen. Letztere seien gerade in Marktphasen mit geringer Visibilität attraktiv, um mit reduziertem Risiko dennoch an steigenden Märkten zu partizipieren.
Die Quote klassischer Aktieninvestments lag seit Auflage 2016, je nach Marktphase, zwischen 40 Prozent und 70 Prozent. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass diese durch Absicherungen (Future und Optionen auf Indizes) adjustiert wurde, so dass die Netto-Aktienquote fast durchgehend im Bereich 45 bis 55 Prozent lag. Generell gilt für die beiden Fondsmanager: „Durch die kluge Komposition verschiedener Absicherungsmethoden mit verschiedenen Instrumenten, sowie die Selektion voneinander unabhängiger Werttreiber, lässt sich eine stabile Wertentwicklung generieren.“
Aktueller Ausblick
Die jüngste Ausschüttung für den Squad Aguja fand Ende 2021 statt und betrug drei Euro pro Anteil. Im Dezember wurden einzelne Titel, die zuletzt unter Druck geraten waren, nachgekauft. Hierzu zählen die Wandelanleihen von Jet2 und Twitter, sowie Aktien von EG7, Porsche, Bolloré, Nomad Foods, Pinterest und On the Beach. Mit Just Eat wurde eine neue Wandelanleihe gekauft. Diese steht bei 90 Prozent und weist ein geringes Aktiendelta auf – sie ist damit eher als Anleiheninvestment zu klassifizieren, bietet aber auch Chancen bei positiver Entwicklung der Aktie.
Für 2022 sind die beiden Fondsmanager weiterhin optimistisch eingestellt, auch wenn Themen wie die Omikron-Variante, Supply-Chain Probleme, Inflation, chinesische Regulierungen und steigende Zinsen zuletzt zu teils radikalen Kursentwicklungen geführt hatten. „Ein solches Umfeld bringt für Stock-Picker sehr viele Chancen, da oft irrationale, übertriebene Bewegungen zu beobachten sind. Aus diesem Grund sehen wir aktuell große Chancen bei ausgewählten Aktien und Wandelanleihen, die (unberechtigt) stark gefallen sind und/oder die sich in Sondersituationen, wie Spin-offs oder anderen Maßnahmen, befinden“, analysiert das Duo. Die Kombination aus teils wieder günstigen Bewertungen, noch immer niedrigen Zinsen und großem Investitionsbedarf sollte auch zu einer erhöhten M&A-Aktivität führen: „Auch hieraus können sich sehr spannende, wenig mit dem Markt korrelierte Opportunitäten ergeben. Rein zinsgetriebene Investments in Anleihen und Wandelanleihen mit langer Laufzeit (langer Duration) erachten wir aktuell als wenig attraktiv. Wandelanleihen mit kürzerer Laufzeit und einem asymmetrischen Chance-Risiko Profil werden hingegen aktuell höher gewichtet.“
Der Marathon Stiftungsfonds schüttete zuletzt 4,54 Euro pro Anteil aus. Auch hier liegen Stiftungen zum Einstandspreis klar oberhalb drei Prozent. In das neue Jahr ging der Fonds zu 78 Prozent in Aktien, zu zehn Prozent in Gold (Xetra- & Euwax-Gold-Zertifikate), zu acht Prozent in Staatsanleihen aus Deutschland und der Schweiz sowie zu netto vier Prozent in Liquidität investiert. „Die Aktienmärkte profitierten 2021 von historisch niedrigen Zinsen, dem Gelddrucken der Notenbanken, diversen Konjunkturpaketen, steigenden Unternehmensgewinnen und einer zunehmenden Risikobereitschaft auf Anlegerseite. Von den großen, internationalen Standardwerten im S&P Global 1200 verzeichneten 78 Prozent Kursgewinne, nur 22 Prozent aller Titel beendeten das Jahr im Minus“, benennt Fondsmanager Daniel Haase die Gründe für den Höhenflug. „Für 2022 rechnen wir mit weniger Rückenwind von Seiten der Notenbanken. Unsere Konzentration auf Qualitätsaktien und unser Pfadfinder-System sollten sich in diesem Umfeld erneut auszahlen“, bleibt Haase optimistisch gestimmt.
Fazit
Beide Fonds passen sehr gut in ein Stiftungsportfolio – vor allem auch zusammen, da sie vom Ansatz her zwei Philosophien abdecken und damit per se für Diversifikation sorgen. Der Track-Record des Squad Aguja lässt auch weiterhin dringend benötigte Ausschüttungen erwarten. Zugleich bringt der Fonds auch zusätzliche Diversifikation ins Stiftungsportfolio, besonders wertvoll durch die Dekorrelation zum Kapitalmarkt. Der Marathonfonds hat bislang in Bären- und in Bullenmärkten gleichermaßen geliefert, das proprietäre Pfadfinder-Tool, das stetig verfeinert wird, ermöglichte bislang überzeugende Ergebnisse. Aus heutiger Sicht spricht nichts dagegen, dass der Fonds diese überdurchschnittliche Entwicklung fortsetzt.
Zum Autor: Dieser Text wurde von Stefan Preuß im Auftrag von www.stiftungsmarktplatz.eu erstellt. Er ist freier Autor, spezialisiert unter anderem auf das Segment Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds. Er fungiert zudem als Redaktioneller Leiter für die FondsFibel für Stiftungen & NPOs (www.fondsfibel.de).