Ausrangierte Kühlschränke am Straßenrand, alte Matratzen, die an Straßenlaternen lehnen, dazwischen defekte Kleingeräte und viel Plastik: In bestimmten Gegenden Berlins hat man nicht gerade den Eindruck, dass es mit dem Umweltbewusstsein der Hauptstädter weit her ist. Doch was Anwohner und Bezirksverantwortliche ärgert, ist zugleich auch eine große Verschwendung – denn im Müll sind wertvolle Rohstoffe wie Metalle und Kunststoffe verborgen. Diese sogenannten Sekundärrohstoffe zurückzugewinnen und wieder für die Industrie nutzbar zu machen, ist Aufgabe der Recyclingindustrie – mittlerweile ein Milliardenmarkt.
Denn mit zunehmendem Wohlstand auf der Welt wächst auch das globale Müllaufkommen. In den Industrieländern hängt dies vor allem mit den veränderten Lebens- und Konsumgewohnheiten zusammen. Statt Filterkaffee aufzubrühen, werden aufwendig verpackte Kaffee-Kapseln verwendet, unterwegs holt man sich gerne einen Coffee to go im Becher. Statt Geräte zu reparieren, wird vieles weggeworfen – man möchte schließlich auf dem neuesten Stand sein und es scheint oftmals günstiger, das Geld lieber für eine Neuanschaffung auszugeben. Und nicht zuletzt trägt der zunehmende Online-Handel zum wachsenden Müllberg aus Verpackungen bei.
Doch auch in den Schwellenländern vollziehen sich rasante Veränderungen: Mit steigendem Wohlstand werden die Konsumgewohnheiten der Industrieländer nach und nach übernommen und in der Folge fällt mehr Abfall an. Problematisch ist dies, weil es in ärmeren Ländern vielfach keine professionelle Entsorgungswirtschaft gibt, sondern der Müll auf wilden Deponien landet – mit dramatischen Folgen für Umwelt und Gesundheit. Weltweit wird nur ein kleiner Teil des Abfalls systematisch gesammelt und sortiert. In vielen Ländern herrscht somit ein enormer Nachholbedarf, was eine moderne Infrastruktur rund um den Müll betrifft.
Wertvolle Rohstoffe zurückgewinnen
Am Beispiel von Elektroschrott lässt sich erahnen, wie wichtig Recycling nicht nur für die Umwelt, sondern auch aus finanziellen Gründen ist. Elektronikmüll gilt dabei als die am meisten wachsende Müllsorte: Zwischen 2014 und 2016 stieg die Menge um ganze acht Prozent pro Jahr. Alte Computer, Handys, Radios oder Mikrowellen – all dies landet aufgrund der kürzeren Produktlebenszyklen viel schneller im Müll. Pro Jahr entsorgt jeder Mensch im Schnitt 6,1 Kilogramm Elektroschrott. Weltweit fallen somit etwa 45 Millionen Tonnen an (Zahlen für 2016). Die Internationale Fernmeldeunion (ITU) schätzt, dass es bis zum Jahr 2021 sogar 52 Millionen Tonnen sein werden. Davon werden weltweit aber gerade einmal 20 Prozent wiederverwertet. Laut ITU befanden sich allein im Elektromüll des Jahres 2016 wiederverwertbare Materialien im Wert von 55 Milliarden Dollar. Darunter so wertvolle Rohstoffe wie Gold, Kupfer sowie Aluminium, Eisen oder Palladium.
Um dieser Verschwendung von raren Industrie- und Edelmetallen entgegen zu wirken, wollen immer mehr Länder ihre Recyclingquoten erhöhen. Für die Umwelt, aber eben auch für die an diesem steigenden Bewusstsein verdienenden Recyclingunternehmen sind dies gute Aussichten. Ihr Geschäftsmodell dürfte weiterhin stark profitieren.
Recycling-Unternehmen im Depot
Aufgrund dieses Potenzials können Umweltfonds, die in Recyclingunternehmen investieren, eine interessante Ergänzung zu einem diversifizierten Depot darstellen. Eine Investitionsmöglichkeit wäre etwa der RobecoSAM Smart Materials Fund (ISIN: LU0175575991). Zu den größten Positionen des 1999 aufgelegten Aktienfonds zählt der US-Konzern Hexcel Corporation. Das Unternehmen hat sich unter anderem auf das Recycling von Karbonfasern spezialisiert. Die Vermögenswerte im Fonds sind global gestreut, wobei US-Unternehmen mit einem Anteil von rund 41 Prozent dominieren.
Auch der 2008 aufgelegte Vontobel Fund Clean Technology (ISIN: LU0384405600) setzt auf Unternehmen, die ihr Geld mit Technologien zur Verringerung von Klimaveränderungen sowie Luft- und Wasserverschmutzung verdienen. Im Portfolio des 2008 aufgelegten Fonds findet sich zum Beispiel die französische Gesellschaft Suez Environment, welche sich auf die Bereiche Recycling, Abfallentsorgung und Filtertechnologien fokussiert. Nach Ländern sind auch hier die USA mit etwa 45 Prozent am stärksten gewichtet.
Schon seit 1996 am Markt behauptet sich der ÖkoWorld ÖkoVision Classic (ISIN: LU0061928585). Investiert wird weltweit in Unternehmen aus den Branchen regenerative Energien, umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen, ökologische Nahrungsmittel, Umweltsanierung und regionale Wirtschaftskreisläufe – insofern hält der Fonds auch Anteile an der amerikanischen Gesellschaft Waste Management. Das Unternehmen ist im Bereich Abfallwirtschaft tätig und ist im Aktienindex S&P 500 gelistet.
Welche Wertentwicklung Anleger mit den genannten Fonds in den vergangenen fünf Jahren erzielen konnten, zeigt das Chartbild.