Inhalt
Das ist mit „Soziales“ (Social) bei ESG gemeint
Diese SDGs werden durch „Social“ gefördert
Überprüfbarkeit von ESG-Sozial-Faktoren
Fonds, die in „Social“ investieren
Wertentwicklung im Fünf-Jahres-Rückblick
Mit einem ganzheitlichen Ansatz bewerten ESG-Kriterien, wie Unternehmen auf den Ebenen Umwelt (Envrionmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) wirken. Das ermöglicht Anlegern, soziale und ökologische Gesichtspunkte in ihre Anlageentscheidungen einzubeziehen. Dieser Beitrag ist der zweite Teil unserer ESG-Trilogie und beschäftigt sich tiefgehender mit dem „S“, also Soziales, in ESG.
Hier geht es zum ersten Teil der Trilogie, in dem wir uns nach einer kurzen Einführung in die Thematik der ESG-Kriterien tiefgehender mit dem „E“ (Umwelt) beschäftigen. Und hier geht es zum dritten Teil, in dem es um das „G" (Governance) sowie ein finales Résumé geht.
Das S in ESG
Der Bereich Social, also Soziales, im Rahmen von ESG rückt immer stärker in den Fokus und bewertet, wie Unternehmen zu einer nachhaltigen Verbesserung des gesellschaftlichen Zusammenlebens beitragen. Dabei werden verschiedene menschenbezogene Aspekte wie Sicherheit und Gesundheit, die Achtung der Menschenrechte, Förderung von Diversität und Gleichberechtigung sowie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Bezahlung berücksichtigt. Die Europäische Union (EU) beabsichtigt, eine Sozialtaxonomie (S-Taxonomie) einzuführen, die ähnlich wie die im Jahr 2022 eingeführte Umwelt-Taxonomie (E-Taxonomie) funktioniert. Sie soll ein gemeinsames Verständnis dafür schaffen, welche wirtschaftlichen Aktivitäten sozialförderlich sind. Oft stehen die Umweltaspekte im Fokus von Unternehmen und Anlegern. Allerdings muss man sagen, dass gerade soziale Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle für den langfristigen Erfolg von Unternehmen sowie das Allgemeinwohl der Gesellschaft spielt. Studien zufolge haben sie einen größeren Einfluss auf das Risikoprofil eines Unternehmens als die anderen ESG-Faktoren. Unternehmen, die soziale Aspekte ernst nehmen und fördern, steigern die Mitarbeitermotivation und -bindung. Gleichzeitig verringern sie das Risiko von Reputationsverlusten sowie rechtlichen Problemen und stärken den Ruf des Unternehmens. Darüber hinaus tragen sie zu einer nachhaltig gesünderen, gerechteren und glücklicheren Gesellschaft bei. Es macht also Sinn, seine Geschäftstätigkeit sozialen Werten zu unterordnen.
Das ist mit „Soziales“ (Social) bei ESG gemeint
Die aktuellen Debatten über Menschenrechte wie bspw. Diversität zeigen, dass soziale Nachhaltigkeit immer wichtiger wird. Soziale bzw. gesellschaftliche Aspekte betreffen Praktiken und Einstellungen von Unternehmen, die sowohl betriebsinterne Auswirkungen auf Mitarbeitende haben als auch Auswirkungen auf Menschen außerhalb des Unternehmens. Mit letzterem sind insbesondere die Verbraucher sowie Menschen gemeint, die mittelbar oder unmittelbar mit den angebotenen Dienstleistungen und Produkten im gesamten Wertschöpfungsprozess in Berührung kommen. Aufgrund der Verschiedenheit der Arbeitsweisen, -orte, -zeiten etc. bringen unterschiedliche Branchen auch unterschiedliche Anforderungen an soziale Verantwortung mit sich.
1. Arbeitsbedingungen, Bildung und Mitarbeiterrechte:
Zu den wichtigsten sozialen Kriterien im Rahmen des ESG-Ratings gehört, dass Unternehmen für ihre Mitarbeitenden faire Löhne, angemessene Arbeitszeiten, Arbeitssicherheit und den Respekt ihrer Rechte gewährleisten. Ebenfalls wichtig sind die Möglichkeit der Weiterbildung und neue Zukunftsperspektiven. Unter anderem die steigenden Wohn- und Lebenshaltungskosten sowie ein immer dichterer Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt zerren an Lebensqualität und psychischer Gesundheit – insbesondere, wenn Unternehmen die finanzielle Abhängigkeit von Arbeitern ausnutzen. Durch die Schaffung eines positiven Arbeitsumfelds werden nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeiter gefördert, sondern auch deren Produktivität und Bindung an das Unternehmen gesteigert.
2. Vielfalt und Inklusion:
Ein weiterer bedeutsamer sozialer Aspekt ist, dass Unternehmen Diversität, Chancengleichheit und Inklusion fördern. Damit kommen neue Hintergründe, Perspektiven und Fähigkeiten, die ein Unternehmen attraktiver und innovativer machen können. Zudem ist es wichtig, ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem alle Mitarbeitenden unabhängig von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, sexueller Orientierung oder körperlichen Fähigkeiten respektiert werden, und in dem es keinen Raum für Diskriminierung gibt.
3. Kundenbeziehung und Produktverantwortung:
Unternehmen handeln auch dann sozial nachhaltig, wenn sie sich um die Bedürfnisse und das Wohlbefinden ihrer Kundinnen und Kunden kümmern. Hier geht es vor allem um Aufklärung, Sicherheit, und Vertrauen. Ob ein Kunde oder eine Kundin Vertrauen in ein Unternehmen und seine Produkte bzw. Dienstleistungen entwickelt, entscheidet darüber, ob er bzw. sie „wiederkommt“. Unternehmen mit positiver Kundenbeziehung und Verantwortung für ihre Produkte wenden ethische Marketingpraktiken an, schützen die Kundendaten und bieten hochwertige, sichere sowie gesundheitsverträgliche Produkte und Dienstleistungen an.
4. Lieferkettenmanagement und Menschenrechte:
Es ist eine wichtige soziale Aufgabe für Unternehmen, dass sie ihre Lieferketten überprüfen und nach ethischen Maßstäben ausrichten. Menschenrechtsverletzungen sind hierzulande stärker reguliert als bspw. im globalen Süden. 2022 waren 160 Millionen Kinder (vor allem in der Lebensmittel- und Automobilindustrie) von Kinderarbeit betroffen und es gibt immer noch keine länderübergreifende Regelung zu Lieferketten. Ausbeutung ist auch immer dann relevant, wenn bspw. Rohstoffe aus geschützten Gebieten importiert oder Geschäfte mit unethischen Partnern oder gar Regierungen vollzogen werden. Daher ist es wichtig, Lieferanten bspw. durch eine Due-Diligence-Prüfung zu inspizieren und den Schutz der Rechte von Arbeitnehmenden entlang der Wertschöpfungskette zum Ziel zu setzen. Für Zwangsarbeit und Kinderarbeit gibt es dann keinen Raum.
5. Soziales Engagement:
Viele Unternehmen engagieren sich aktiv in den Gemeinschaften, in denen sie tätig sind – und zwar durch Spendenprogramme, politischen Dialog, ehrenamtliche Arbeit oder Partnerschaften mit gemeinnützigen Organisationen. Das Ziel der gesellschaftlichen Verantwortungsübernahme (Corporate Social Responsibility) ist es, soziale Bedürfnisse ernst zu nehmen und einen positiven Beitrag zur Gemeinschaftsentwicklung zu leisten. Soziales Engagement ist eine wichtige Säule für Unternehmen, die über die eigene Produktverantwortung hinaus „einen Teil ihres Kuchens“ im Sinne der Gemeinschaft einsetzen wollen. Relevante Kennzahlen können die Anzahl von Engagement-Aktivitäten in der Gemeinde oder der Partnerschaften mit kommunalen Organisationen sein.
Diese SDGs werden durch „Social“ gefördert
Überprüfbarkeit von ESG-Sozial-Faktoren
Offene und transparente Kommunikation mit Stakeholdern ist wichtig für die menschlichen Faktoren einer Geschäftsbeziehung und hat großen Einfluss auf das Image und Vertrauen in ein Unternehmen.
Standards wie die OECD-Leitsätze, ILO-Kernarbeitsnormen, UN Global Compact und ISO 26000 betonen den sozialen Aspekt. Auch in der Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) sollen umfassende Informationen zu Vielfalt, Menschenrechten und Arbeitsbedingungen offengelegt werden.
In Deutschland gibt es das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), das ab 2022 für Unternehmen mit 3.000 Mitarbeitenden bzw. ab 2024 für solche mit 1.000 Mitarbeitenden gilt, um Menschenrechtsverletzungen entlang der Lieferkette zu regeln. Die EU plant sogar die strengere Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD), um Unternehmen dazu zu verpflichten, verantwortungsvoll zu wirtschaften und negative Auswirkungen zu vermeiden.
Fonds, die in „Social“ investieren
DWS Invest ESG Women for Women
Dieser Fonds (ISIN: LU2420982006) wurde von 13 Frauen bei DWS gegründet, wird von einer Frau gemanagt und investiert in sozial-ökologisch verantwortungsbewusste Unternehmen, die Geschlechtergerechtigkeit und Diversität fördern.
Der neue Fonds (ISIN: DE000A3DEBS8) der ethischen Genossenschaftsbank GLS investiert in nachhaltige Unternehmen mit besonderer Berücksichtigung von Kinderrechten. Weiteres zum Kinder Perspektivenfonds erfahren Sie in diesem Beitrag.
Dieser Fonds (ISIN: LU0194779913) wird von einem Mann und einer Frau gemanagt und investiert insbesondere in Unternehmen, die aktive zur Erreichung der sozialen UN-Nachhaltigkeitsziele beitragen.
Mediolanum Socially Responsible Collection LA
Der Fond (ISIN: IE00BCZNHK63) fördert insbesondere den UN Global Compact, während er bspw. Menschenrechtsverletzungen oder Rüstung systematisch ausschließt.
Wertentwicklung im Fünf-Jahres-Rückblick
(ohne Kinder Perspektivenfonds und DWS Women for Women, da diese noch keine fünf Jahre alt sind)